1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich weggeworfen. Fast eine Milliarde Menschen leiden täglich an Hunger. Soweit die Fakten. Besonderen Anlass über dieses Dilemma nachzudenken, gibt der Welternährungstag - oder auch gerne Welthungertag genannt - am 16. Oktober. "Die Unter- oder Mangelernährung ist politisch verursacht", erklärt der evangelische Bischof Michael Bünker - und die ist nicht neu. Oder wie sagte einst Marie Antoinette? "Wenn die Leute kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen.“

Rund 870 Millionen Menschen leiden laut der „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ derzeit weltweit an Hunger und Unterernährung. Österreich ist bezüglich Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe Schlusslicht unter den EU-Ländern. Gleichzeitig werden aber jedes Jahr rund 1,3 Millionen Tonnen an Nahrungsmitteln weggeworfen. Wie Studien im Auftrag der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) ergaben, wird in den reicheren Staaten wird Essen einfach weggeworfen während in den ärmeren Staaten sich die Verluste bereits bei Produktion, Lagerung und Transport summieren.

Geld zum Fenster raus werfen
Allein in Österreich landen jedes Jahr 96.000 Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne - unverdorbene Lebensmittel die zum Teil noch in der unangetasteten Originalverpackung. Pro Kopf umgerechnet ergibt das rund 11,5 Kilo Essbares. Keine Essgelegenheit, mangelnder Gusto oder wenig Platz im Eiskasten sind dabei einige der Gründe.

Jeder achte Mensch leidet
Am 16. Oktober ist der Welternährungtag, aber "leider müssen wir noch immer von einem ‚Welthungertag‘ sprechen“, betont der evangelische Bischof Michael Bünker, Schirmherr der Aktion „Brot für die Welt“. „Nach wie vor leidet jeder achte Mensch auf der Welt an Hunger und an den Folgen von Mangelernährung. Und dies obwohl Österreich das universale Menschenrecht auf ausreichende Ernährung anerkennt und die internationalen Dokumente zur Bekämpfung des Welthungers unterschrieben hat“, so Bünker.

Politiker: Keine Vorstellung von Hunger?
Mit dem Satz „Wenn die Leute kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen", ging  Marie Antoinette in die Annalen der Geschichte ein . Eine ähnlich "Wurschtigkeit" beobachtet der Direktor der Diakonie Österreich, Michael Chalupka, angeblich bei österreichischen Politikern heute, denn sonst "wäre es wohl kaum möglich, dass man dem Ziel, 0,7 % des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen, nicht näher kommt – ein Ziel, das sich die Regierung übrigens einmal selbst gesetzt hatte. Es ist erstaunlich, aber es scheint immer noch so zu sein, dass politisch Verantwortliche keine Vorstellung davon haben, wie es Menschen geht, die Hunger haben.“

Tonnen und Kilogramm
Gleichzeitig geht rund ein Drittel der essbaren Waren aus der Produktion für die Ernährung der Menschen  weltweit verloren. Hier gilt: die Reichsten vergeuden am meisten: "In Europa und Nordeuropa beträgt der Verlust an Nahrungsmitteln pro Jahr 280 bis 300 Kilogramm. In den Staaten des südlichen Afrikas und in Süd- und Südostasien sind es 120 bis 170 Kilogramm pro Jahr." Pro Kopf vom Konsumenten vergeudete Lebensmittel: In Europa und Nordamerika 95 bis 115 Kilogramm pro Jahr, in den ärmeren Staaten hingegen nur sechs bis elf Kilogramm.

Besonders beschämend: In den industrialisierten Staaten werden von den Konsumenten mit 222 Millionen Tonnen pro Jahr etwa genauso viele Nahrungsmittel vergeudet wie in den Ländern des südlichen Afrikas produziert werden (230 Millionen) Tonnen. (red/orf/standard)

Erst vor kurzem fand im  Kolpinghaus Dornbirn der Gesellschaftspolitischer Stammtisch zum Thema "Brot statt Börsen" mit Markus Henn statt. Hier finden Sie ihn zum Nachhören und nachsehen