Denkt man an Comics werden viele wohl die Abenteuer von Mickey Mouse, DuckTales oder Superman im Kopf haben. Die jüngeren Generationen vielleicht auch die japanischen Mangas. Ab diesem Sommer gibt es auch in der Pfarrkirche Mäder Comics zu bestaunen, die mit den Kindercomics natürlich nicht viel tun haben. Wenn man den Blick in Richtung Decke hebt, blicken einem dort nämlich nicht nur sechs "alte" , sondern auch sechs "neue" Apostel entgegen. In neuem Stil und modern interpretiert, passen sie sich perfekt in das Kirchenbild ein. Dafür verantwortlich in Planung und Umsetzung zeichnet der Vorarlberger Kunststudent Lukas Köb.

"Comics und Kirche? Das passt auf keinen Fall zusammen!", werden einige gleich vorschnell urteilen. Dass das doch passen kann, beweisen die Kunststudenten Lukas Köb, Klaudia Kozma und Lukas Frankenberger gerade in der Kirche zum Heiligen Bartholomäus in Mäder. Früher waren dort an der Decke nämlich noch alle zwölf Apostel vertreten, nach der Erweiterung des Gebäudes 1931 sollten die Jünger zwar neu arrangiert werden, bis heute fehlen aber sechs von ihnen. Nur die Medaillons an der Decke wiesen auf die Lücke hin - und wurden an  der Universität für angewandte Kunst ausgeschrieben.

Warum nicht Comics?
Der Kunststudent Lukas Köb fackelt nicht lang und reicht im November 2013 gleich zwei Konzepte ein - eines, das die Apostel im "antiken" Stil zeigt und ein modernes. Das diözesane Bauamt, das Bundesdenkmalamt und der Pfarrgemeinderat entscheiden sich für die moderne Variante - und damit für Judas Thaddäus, Philippus, Johannes, Matthäus, Petrus und Simon Zelotes im Comicstil. Sein Hang zu und seine künstlerische Beschäftigung mit Comics hat Köb zu dieser modernen Variante bewogen. Es passe aber auch deshalb gut, weil die "ganzen alten Bilder in den Kirchen meist so eine Art Bildergeschichten waren", argumentiert der Kunststudent. Anders hätten die Gläubigen, die oftmals Analphabeten waren, die Geschichten auch nicht verstanden. Und so verbinden sich sein Stil und die Geschichte perfekt.

Die Apostel als normale Menschen sehen
Lange hat sich Lukas Köb mit den sechs Aposteln und ihren Biografien auseinandergesetzt. Sie bloß in Tunika und mit ihren Attributen abzubilden, wollte er nicht. "Die Apostel waren eigentlich ja auch ganz normale Menschen, die zu Beginn - bevor sie Jesus kannten und folgten - noch keine Wunder vollbrachten", erklärt er. "Sie hatten alle normale Berufe und standen mit beiden Beinen im Leben. Und aus dem heraus habe ich mir überlegt: Wie übersetze ich das ins Heute? Wie würden die heutzutage aussehen?". Eine Idee, die nicht immer einfach umzusetzen war - wenn man zum Beispiel an Philippus, Schutzpatron der Krämer denkt.

Vom Konzeptpapier auf die Wand
Herausgekommen sind dabei sechs Apostelbilder, die mit den Abbildungen, die man sonst kennt, nicht viel zu tun haben. Schlicht in Grautönen gehalten und mit einem roten "Namensschild" versehen, stehen sie für sich, ihre Geschichte und ihr Patronat ein. Die Bilder von einem A4-Zettel auf die große Mauer zu bringen, stellte die drei Kunststudenten ebenfalls vor großer Herausforderungen, die mit vielen Arbeitsschritten verbunden waren. Zunächst wurden die Konzeptzeichnungen mittels Beamer auf die schlussendliche Größe projiziert und auf dünnes Papier gezeichnet. Anschließend wurde das Papier umgedreht und die Konturen auf der Rückseite ergänzt. In einem letzten Schritt wurde dieses "Abpauspapier" an die Wand gehalten und die Graphitschicht mit einem Bleistift übertragen.

Abends? Totmüde!
Und dieses alte Gemäuer bringt nicht nur Freude mit sich. Verschiedene Saugstärken, verschiedene Strukturen und den Anspruch den richtigen Farbton zu erhalten, machen das Malen zusätzlich spannend, erklärt Köb. Und manchmal sei es schon eine Überwindung auf dem hohen, etwas wackeligen  Gerüst zu stehen. Auch wenn man weiß, dass eigentlich nichts passieren kann. Die Körperhaltung, die die überhängende Wand erfordert und die Konzentration um gut und präzise zu malen, fordern bei allen dreien ihren Tribut. "Abends ist man todmüde", bestätigt Köb. Dennoch fesselt ihn die Arbeit und er ist froh sie machen zu können. Köb arbeitet dabei nicht nur als Künstler, er musste auch alles rund um das Projekt organisieren - Genehmigungen, die speziellen Farben und Arbeitsmaterialien zum Beispiel.

Auch wenn vier der Apostel bereits fertig sind, gibt es noch einiges zu tun. "Das fordert momentan die gedanklichen Ressourcen", lächelt Köb, "und man kann sich nicht zufrieden zurücklehnen". Aber er freue sich schon, wenn alles endlich fertig und versiegelt ist - und die Drei ein Stück der Mäder Kunst- und Kulturgeschichte mitgeschrieben haben.