Nur noch Kirchen bauen – das wünscht sich Stararchitekt Mario Botta. Warum das selbst für einen wie ihn nicht so einfach ist, erklärte er in einem Interview...

Wenn man es geschafft hat, wenn man ganz oben angekommen ist, wenn ein „Star-“ vor der eigenen Berufsbezeichnung prangt – dann stehen einem endlich alle Türen offen. Oder?

Stararchitekt Mario Botta hat leider andere Erfahrungen gemacht, wie er im Gespräch mit der französischen Zeitung „La Croix L'Hebdo“ bekannte: „Der Architekt entscheidet nicht, was er bauen soll. Er gewinnt einen Wettbewerb, bei dem er den Auftrag erhält, ein Haus, eine Schule oder ein Hotel zu bauen“, sagte Botta im Interview. Dabei würde er am liebsten nur noch eines bauen – Kirchen!

Ein idealer Ort

Zur Not auch ein Kloster: Einen solch „idealen Ort“ zu schaffen, „die Zelle, in der man schläft, den Garten, das Gemüsebeet, den Kreuzgang ... das inspiriert mich“, so Botta. Ein Kloster sei kein Gefängnis, da sich die Person selbst entscheide, dort zu leben. „Alles müsse nach den besten Möglichkeiten und Materialien durchdacht werden, um ein Leben lang dort zu bleiben.

Dabei ist die Liste von Sakralbauten, die auf Botta zurückgehen, bereits ansehnlich: Gut ein dutzend Kirchen und Kapellen hat der Tessiner Architekt geschaffen, darunter die Granatkapelle in den Zillertaler Alpen, eine Kathedrale in Zylinderform in Evry im Speckgürtel Paris‘ oder die gestreifte Zylinderkirche „Johannes der Täufer“ in Mogno im Lavizzara-Tal sowie eine auf dem Monte Tamaro über dem Lago Maggiore. Und: es geht weiter. Derzeit laufen mehrere sakrale Bauprojekte Bottas. Im südkoreanischen Seoul solle 2021 eine Kirche für maximal 2.000 Menschen fertiggestellt werden. Im italienischen Sambuceto zwischen Pescara und Chieti entstehe ein kleineres Gotteshaus. Zudem arbeite Botta im Auftrag eines örtlichen Geschäftsmanns an einer Moschee im nordchinesischen Yinchuan.

Sprache unserer Zeit

Zu den Werken des 77-Jährigen gehören auch das Museum of Modern Art in San Francisco, eine Synagoge in Tel Aviv sowie Verwaltungsbauten für Banken und Versicherungen. Sein Stil zeichnet sich durch auf das Wesentliche reduzierte Formen und fast klösterliche Nüchternheit aus. Selbst bei den Wohnhäusern greift der Architekt oft auf den runden oder halbrunden Grundriss zurück.

Von der Idee, die ausgebrannte Kathedrale Notre Dame in Paris originalgetreu aufzubauen, hält er indes wenig: „Man kann nicht die Vergangenheit wiedererrichten und mit der Sprache der Vergangenheit bauen. Wir müssen mit der Kultur unserer Zeit bauen.“

Im Februar 2013 wurde Botta von Papst Benedikt XVI. in die Päpstliche Akademie der schönen Künste berufen. 2018 erhielt er im Vatikan den Joseph-Ratzinger-Preis.

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Quelle: Kathpress.at / La Croix l'Hebdo / red