Presseerklärung der Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung: Wer bei Familien spart, setzt falsche Prioritäten und die Zukunft aufs Spiel - Kritik auch an Einsparungen bei Entwicklungshilfe

Die österreichischen Bischöfe haben ihre Kritik am Budgetentwurf der heimischen Regierung, insbesondere an den Sparplänen bei den Familien bekräftigt. Nach ihrer Vollversammlung diese Woche präsentierten sie am Freitag bei einer Pressekonferenz ihre abschließenden Erklärungen. Neben Kritik an den Einsparungen bei den Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit riefen die Bischöfe auch zum Einsatz im Kampf gegen verfolgte Christen im Nahen und Mittleren Osten auf.

Die Bischöfe legten auch Zahlen zu Fällen von Gewalt und Missbrauch in der Kirche offen: Demnach haben seit Jahresbeginn insgesamt 1.142 Personen die kirchlichen Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs kontaktiert; viele gleichzeitig auch die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft, bei der bisher 652 Menschen Hilfe suchten. Der Verdacht des Missbrauchs oder der Gewaltanwendung erhärtete sich nach Ausschluss von Mehrfachmeldungen bisher bei 511 Personen: "Bei 54 Prozent geht es um sexuellen Missbrauch, 33 Prozent sind Fälle von Gewalt und 13 Prozent sind mutmaßliche Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch."

Die Hälfte aller Fälle hat sich vor mehr als 40 Jahren ereignet; bei vier Prozent ist eine strafrechtliche Relevanz "sehr wahrscheinlich". Um keine strafrechtliche Relevanz zu übersehen, wurden von kirchlicher Seite dennoch 106 Fälle (20,7 Prozent) zur Anzeige gebracht.

Die Bischöfe bekräftigten auch ihr Nein zur Sanierung des österreichischen Staatshaushaltes auf Kosten der Familien. Es sei unbestritten, "dass der Staatshaushalt saniert werden muss", fraglich seien aber die gesetzten Akzente. Die Bischöfe lehnen die Herabsetzung der Familienbeihilfe sowie einen Wegfall des Mehrkinderzuschlags "und jede Verschlechterung in diesem Bereich ab". Die geplanten finanziellen Schlechterstellungen von Behinderten bzw. von Eltern mit behinderten Kindern seien "sozial völlig ungerechtfertigt". Als "beschämend" werteten die Bischöfe auch die Kürzung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit.

 
Hilfe für Christen in Nahost

Die verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten bräuchten "Solidarität und Hilfe", so ein Appell der Bischofskonferenz: Dringend notwendig sei die Umsetzung der Forderungen an die politisch Verantwortlichen in Österreich, der EU und UNO, wie sie im Entschließungsantrag des Nationalrats von Donnerstag enthalten seien. Seitens der Kirche in Österreich sollen in den nächsten fünf Jahren "jährlich 2,5 Millionen Euro von den kirchlichen Hilfswerken" für Hilfen in der Region eingesetzt werden.

 
Neuer Generalsekretär der Bischofskonferenz

Der neue Generalsekretär der Bischofskonferenz heißt Peter Schipka: Er übernimmt das Amt im Frühjahr 2011 vom derzeitigen Generalsekretär der Bischofskonferenz, dem Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsfikovics. Schipka ist Priester der Erzdiözese Wien und ist auch promovierter Jurist. Weiters wurde der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, für eine weitere sechsjährige Amtszeit zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz wiedergewählt.

Auch erklärten die Bischöfe ihre Solidarität mit dem aus Österreich stammenden Bischof Erwin Kräutler, der für sein Lebenswerk im Dienste der Menschenrechte der indigenen Völker Brasiliens und für seinen unermüdlichen Einsatz für den Schutz des Amazonasgebietes mit dem Alternativnobelpreis ausgezeichnet wird.

 
Dokumentation

_ Hier finden Sie die Presseunterlagen der Herbstvollversammlung als Pdf-Download.
_ Im Fenster rechts oben können Sie das YouTube-Video der Pressekonferenz in Heiligenkreuz mit Kardinal Schönborn abrufen.

(Quelle: katholisch.at)