Am 16. März 2013, kurz nach ihrem 100. Geburtstag, starb Franziska Jägerstätter, Witwe des 1943 von den Nazis ermordeten Seligen Franz Jägerstätter. Das Begräbnis der Frau versammelte viele Menschen, darunter auch zahlreiche VertreterInnen aus Politik und Kirche. Die Reden vergegenwärtigten das Lebens- und Glaubenzeugnis einer bemerkenswerten Frau.

Bischof Scheuer würdigte in seiner Predigt die vielfältigen Facetten der Persönlichkeit Franziska Jägerstätter. Wörtlich sagte er: "In Zeiten der Verblendung und des Unverständnisses hat sie sich den Lebensmut, die Freude am Leben und am Glauben bewahrt. Franziska lebte aus der Hoffnung, dass Gott angesichts des Unrechts rechtfertigt und heilt." 

In Franziska Jägerstätter sei die Vergangenheit sehr präsent gewesen, sie habe sich aber nicht in die Vergangenheit geflüchtet, sagte Bischof Scheuer: "Die Liebe zu ihrem Franz hat sie sehr gegenwärtig gemacht, sehr aufmerksam, wach für Nöte und Anliegen, offen für die schönen Dinge." Die Last ihrer Erfahrungen sei verknüpft gewesen "mit einer Unbekümmertheit und Heiterkeit. Die Schwere ihres Schicksals wurde getragen von einer Unbeschwertheit, von Freude am Leben, vom Mut zum Sein."

Familienmensch

Franziska Jägerstätter habe eine große Liebe zu ihrer Familie ausgezeichnet; zu den drei Töchtern, vierzehn Enkel und siebzehn Urenkel. Scheuer: "Sie musste ihre Kinder alleine groß ziehen und dabei mit Strenge auch den Vater ersetzen. Als begeisterte Großmutter war sie auch für Polsterschlachten mit den Enkelkindern zu haben." Ihre Familie habe Franziska zuletzt umsorgt und gepflegt. "Die Familie hatte auch das Zeugnis von Franz und Franziska mit zu tragen, manchmal war das eine Zumutung", so der Bischof: "Ein großes Vergelt's Gott der Familie, dass sie mit uns Franz und Franziska geteilt haben und dass durch sie das Zeugnis des Lebens und Glaubens weiter lebt."

Franziska Jägerstätter habe zudem auch eine große Liebe zur Kirche ausgezeichnet, so Scheuer: "Mit ihrer Existenz, ihrem Zeugnis wird sie zum Sendschreiben in der Entfremdung, in der Anfechtung, in dunklen Phasen des Lebens und des Glaubens, in winterlichen Gezeiten der Kirche."

Dank von Kirche und Politik

Der Begräbnisgottesdienst wurde am Platz vor der Pfarrkirche St. Radegund mit der Familie Jägerstätter, Vertretern aus der Gemeinde St. Radegund sowie dem Bezirk Braunau und zahlreichen weiteren Ehrengästen, die mit Franziska Jägerstätter verbunden sind, gefeiert. Kardinal Christoph Schönborn, der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz, Altbischof Maximilian Aichern, der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer, der Feldkircher Diözesanadministrator Benno Elbs, Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer und der St. Radegunder Pfarrer Josef Steinkellner zelebrierten den Gottesdienst. Viele Priester und Verantwortungsträger der Diözese Linz und anderer Diözesen, Vertreter der Katholischen Friedensorganisation Pax Christi Österreich und USA waren Teil der Trauergemeinde in St. Radegund. Das Land Oberösterreich war durch Landeshauptmann Josef Pühringer vertreten.

Kardinal Schönborn erinnerte in seinen Dankesworten daran, dass er Franziska Jägerstätter in der Begegnung mit zwei Päpsten begleitet habe. Er verwies darauf, dass Franziska Jägerstätter Papst Johannes Paul II. gesegnet habe. Dies sei eine besonders beeindruckende Begegnung für ihn gewesen. Der Kardinal dankte Franziska Jägerstätter für ihr Glaubens- und Lebenszeugnis und erzählte noch eine Begegnung, die Franziska Jägerstätter in ihrer Liebe zu ihrem Gatten zeigte: "Ich war mit einer Jugendgruppe in St. Radegund bei Franziska Jägerstätter. Ein Mädchen fragte sie: 'Wie war er denn der Franz?' und Franziska antwortete: 'Er war schon sehr fesch!' Ich werde Franziska Jägerstätter und ihre Liebe zu ihrem Franz nie vergessen."

Landeshauptmann Josef Pühringer sprach seine Verehrung für Franziska Jägerstätter in seiner Ansprache aus. Sie habe mit ihrem Lebenszeugnis der Botschaft ihres Gatten noch mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Durch die Freigabe der Briefe sei der Zugang zu beider Vermächtnis ermöglicht worden. Als Politiker entschuldigte sich der Landeshauptmann dafür, dass Franziska Jägerstätter nicht immer die entsprechende Wertschätzung entgegengebracht wurde und bedankte sich auch bei den Töchtern und der Familie Jägerstätter für ihren Dienst.

kathpress / red.