Eine Auszeichnung der ganz besonderen Art wurde heuer erstmalig von der Clean-Clothes-Kampagne an "gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen" vergeben: Der Schandfleck 2012. Gewonnen hat diesen unrühmlichen Preis "Kik" - und zwar für die Brandkatastrophe in Karachi Pakistan, bei der 289 Menschen in der Fabrik starben.

Der Bedarf eines "Public Eye" ist da, das zeigten 25 eingegangene Nominierungenfür den Schandfleck des Jahres 2012. Dieser soll als als permanente Institution zur Beobachtung und Kontrolle von Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen etabliert werden. In die engere Auswahl kamen, neben Kik, Europas größter Faltschachtelproduzent Mayr-Melnhof Packaging im Zusammenhang mit wiederholter Negierung betriebsrätlicher Rechte und der Grazer Anlagenbauer ANDRITZ AG im Zusammenhang mit seiner Beteiligung bei dem brasilianischen Staudammprojekt Belo Monte, das großen Schanden in der Umwelt hervorrufen wird und die Lebensgrundlage vieler Menschen vor Ort zerstört und zerstören wird.

Nur die Spitze vom Eisberg
Beim "Schandfleck" werden gleich zwei Auszeichnen vergeben: ein Jury-Preis, der durch das Netzwerk Soziale Verantwortung, ein Netzwerk von ArbeitnehmerInnenvertretungen und NGO, verliehen wird und ein Publikums-Preis, bei dem die User mitvoten können. „Es geht nicht darum zu moralisieren. Auch das unverantwortlichste Unternehmen ist nur die Spitze vom Eisberg. Wir wollen aufzeigen, dass Ausbeutung und Umweltverschmutzung Geschäftsgrundlage vieler Unternehmen und Organisationen ist, auch österreichischer. Es besteht ein politischer Handlungsbedarf.“, erklärt Dipl.jur. Marieta Kaufmann, Geschäftsführerin des Netzwerk Soziale Verantwortung.

Die Jury wählte Kik
Der Schandfleck der Jury ging also an  KIK.  "Kik interessiert sich nicht für die Sicherheitsstandards in seinen Zulieferbetrieben", erklärte Michaela Königshofer, Leiterin der österreichischen Clean-Clothes-Kampagne.  Bei zwei von drei Bränden habe sich KiK immerhin zu Entschädigungszahlungen bekannt, über deren Höhe und darüber, wem sie ausgezahlt werden, werde aber noch verhandelt.

... und die Zivilgesellschaft
Die Zivilgesellschaft, die per Internet abstimmen konnte, entschied sich mit 3493 (43%) von insgesamt 8140
abgegebenen Stimmen für Mayr-Melnhof Packaging als das schlimmste Unternehmen des Jahres 2012. "Gezielte und ständige Angriffe auf Betriebsräte und aktive Gewerkschafter sowie Behinderung deren Arbeit sind das alltägliche Standardprogramm, das von den örtlichen Geschäftsführungen der Mayr-Melnhof-Werke sicher nicht ohne Rückendeckung aus der Wiener Konzernzentrale exekutiert wird", erklärt Siegfried Heim, Tarifsekretär Verlage, Druck, Papier der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di das Fehlverhalten des
Unternehmens. "Es ist unerträglich, wenn die Rechte von Europabetriebsräten auf rechtzeitige Einbindung von Konzernleitungen immer wieder mit Füßen getreten werden!" ergänzt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Netzwerks Soziale Verantwortung, Peter Sima.

Knapp hinter MM Packaging wurde die Andritz AG mit 40% (3274) der abgegebenen Stimmen für ihre Beteiligung am brasilianischen Staudammprojekt Belo Monte gewählt. "Wer sich einerseits den Anstrich eines CSR-Unternehmens gibt und andererseits an Zerstörungsprojekten wie Belo Monte viel Geld verdient und mit dem Verweis auf bestehende Genehmigungen und das Totschlagargument "Wenn's wir nicht liefern, liefert halt die Konkurrenz." jede Verantwortung von sich weist, hat die Auszeichnung mehr als verdient." erklärt Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. 

In Zukunft: eine permanente Institution
Der Schandfleck des Jahres soll als permanente Institution in Österreich etabliert werden. "Wir werden nicht akzeptieren, dass die Rechte von Mensch und Umwelt der Freiheit des Unternehmertums zum Opfer fallen", erklärt Marieta Kaufmann, Koordinatorin des Projekts.

Nähere Informationen zum Preis "Schandfleck" finden Sie unter www.schandfleck.or.at