... stehen dürfen nicht länger ausschließlich Männer, sondern alle Getauften, wie Papst Franziskus durch ein Motu proprio verkünden ließ.

Am Anfang war das Wort – und das Wort war „männlich“. In Paragraf 1 des 230. Artikels des „Codex Iuris Canonici“ legt es fest, wer neben den Priestern liturgische Altarämter wahrnehmen darf. Das heißt: Präteritum – durfte. Papst Franziskus hat dieses erste Wort nämlich gerade gestrichen. Can. 230 §1 lautet nun korrekt: „Laien, die das Alter und die Begabung haben, die durch Dekret der Bischofskonferenz dafür bestimmt sind, können durch den vorgeschriebenen liturgischen Ritus in den Diensten der Lektoren und Akolythen eingesetzt werden […].“ Und das ist eine kleine Sensation.

Klar: Lektoren- und Altardienste sind – gerade im deutschsprachigen Raum – schon lange auch von Frauen wahrgenommen worden; allerdings ohne das entsprechende kirchenrechtliche Fundament. Dass das Vortragen von Lesungen, das Austeilen der Kommunion und der Altardienst nun für alle gleich zugänglich ist, ist ein wichtiger Schritt auf dem (langen) Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Katholischen Kirche.

Alle Getauften

Die Aufgaben des Lektors/Lektorin oder Akolythen gehörten früher zu den sogenannten niederen Weihen und waren Zwischenstationen auf dem Weg zur Diakonen- und Priesterweihe. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) wurden diese Ämter 1972 vom Weiheamt (Diakon, Priester, Bischof) getrennt, aber weiterhin nur Männern übertragen.

Papst Franziskus verwies für seine Entscheidung auf die Forderung von Bischofssynoden, die theologischen Zusammenhänge zu überprüfen. Theologisch begründet werden das Amt des Lektors und Akolythen nun ausschließlich mit dem Taufsakrament aller Gläubigen, wodurch diese auch Anteil am „königlichen Priestertum“ Christi hätten.

Seinem „Motu proprio“ vom Montag fügte Papst Franziskus laut „Vatican News“ einen erläuternden Brief an den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, bei. Darin führt er die theologischen Gründe seiner Entscheidung aus. Im Horizont der vom Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßenen Erneuerung („rinnovamento“) sei „heute immer stärker zu spüren, dass die gemeinsame Mitverantwortung aller Getauften in der Kirche unbedingt wiederentdeckt werden muss. Das gilt besonders für die Sendung der Laien“, heißt es darin.

Franziskus zitierte auch aus dem Schlussdokument der Sonder-Bischofssynode für das Amazonasgebiet aus dem Jahr 2019, das die Synodenväter per Abstimmung beschlossen und ihm überreicht hatten. „Die Kirche in Amazonien muss darauf dringen, dass Männern und Frauen gleichermaßen Dienstämter übertragen werden“, stand dort zu lesen. Und weiter unter Verweis auf die in Amazonien breit verankerten kleinen missionarischen kirchlichen Gemeinschaften: „Dies ist die Kirche der getauften Frauen und Männer, die wir vor allem im Bewusstsein der in der Taufe empfangenen Würde, aber auch durch Förderung von Dienstämtern bestärken müssen.“

Quelle: kathpress.at / red