Halt amol die Klappe!

Ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht auf den Schlips getreten… Es ist zwar nicht die feine englische Art, aber doch ein berechtigtes Anliegen, noch dazu in der Fastenzeit. Du kannst ruhig zugeben, dass dir der Gedanke vom „Klappe halten“ auch manchmal kommt: am Arbeitsplatz, im Büro, im Unterricht, bei laut, aufdringlich und unaufhörlich telefonierenden Mitmenschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, am Nebentisch im Café, etc. – „Kann der/die nicht einfach mal die Klappe halten?“
In der heutigen Zeit ist der Wunsch nach Ruhe und Stille so groß wie nie zuvor.
Eine Auszeit im Kloster, „Schweige-Retreats“ oder Ähnliches erfreuen sich höchster Beliebtheit.

Distingue semper!

Keine Sorge, das heißt ja nicht, dass du jetzt einen Kloster-Aufenthalt buchen musst um dich auszuschweigen.
Bei etwas mehr Aufmerksamkeit im Alltag wäre aber allen geholfen. Bei meinem Metaphysik-Professor habe ich gelernt: Distingue semper! (Unterscheide immer!) Man muss verschiedene Situationen unterscheiden. Ein gutes Beispiel:
Reden ist Silber, schweigen ist Gold, heißt es so schön. Auch hier geht es darum, zu unterscheiden: Wann verschone ich meine Mitmenschen lieber von meinen Kommentaren und wann muss ich den Mund aufmachen, um bestimmte Dinge anzusprechen?
Worte können verletzen, aber auch Stille kann quälend oder sogar tödlich sein, wenn ich warte, z.B. auf ein erlösendes Wort wie „ich verzeihe dir“, wenn ich warte, dass jemand einschreitet, bei Mobbing, Ungerechtigkeit etc.

Trotz allem: Weniger ist manchmal mehr.

Impuls für diese Fastenwoche:
Ich übe mich in Achtsamkeit und Unterscheidung:
-    Ist das, was ich sagen möchte, jetzt auch angebracht? Oder will ich eigentlich nur im Mittelpunkt stehen?
-    Was braucht mein Gegenüber? Texte ich ihn/sie einfach zu oder ist stattdessen eher ein offenes Ohr gefragt?


Deshalb:
-    Vielleicht einfach mal die Klappe halten - enjoy the silence!

Brigitte Dorner