Jemand kommt offenen Auges in eine Kirche und „sieht“. Nach einer Führung sollen die Menschen aber viel mehr „sehen“. Darum liegt ein erster Schritt darin, dass wir ihnen erklären, was sie alles sehen, es ihnen bewusst machen, sie in diesem Sinne „sehend“ machen. Dieses spontane „Ah, ja“ oder „Genau!“, das dann in Gruppen zu hören ist, hat doch auch schon was; auch wenn wir sie vielleicht nur auf Dinge aufmerksam gemacht haben, die sie auch vorher schon „gesehen“ haben.
Einen Kirchenraum wirklich erlebbar zu machen geht aber noch weiter und ist letztlich auch eine Schule des Sehens. Die Frage, wie wir etwas erleben, ist auch eine Frage, wie wir etwas sehen oder als was wir es wahrnehmen. Wer eine Kirche für übereinander getürmte Steine hält, wird auch nur übereinander getürmte Steine sehen und natürlich auch nichts anderes fühlen. Unser Gehirn ist da ein raffiniertes und hoch komplexes Gebilde. Wenn wir das Bild von etwas verändern, sehen wir es auch anders, nehmen wir es anders wahr und letztlich entwickeln wir vermutlich auch die entsprechenden Gefühle dazu: „Die Seele hat die Farben deiner Gedanken.“ (Mark Aurel)
Wenn wir vermitteln wollen, was ein Kirchenraum sein kann, geschieht es weitgehend über Sprache. Sie ist unser wichtigstes Medium und sie ist gleichzeitig ein sehr vielfältiges Medien, das wir für unsere Sache nützen können. Die Sprache kann trocken oder süffig sein, nüchtern oder bildreich, lähmend oder anregend. Wollen wir also Kirchenräume in einem weiteren Sinn erlebbar machen, brauchen wir gute, ansprechende sprachliche Bilder für Kirchen. Selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass Bilder auf alle gleich (stark) wirken. Die Menschen sind auch wieder verschieden, aber ohne bleibt es wirkungslos.
Gute sprachliche Bilder können das Angeschaute sichtbarer und erlebbar machen.