Das Besondere jeder Kirche entdecken

Jede auch vorerst noch so unscheinbar wirkende Kirche hat etwas Besonderes. Menschen haben zu einer bestimmten Zeit sehr viel aufgewendet, um diese Kirche zu bauen. Sie haben damit Anliegen verbunden, Ideen in den Bau eingebracht, eine Form für ihre Bedürfnisse gefunden usw. Oft war die noch so unscheinbare Kirche ein Ort, an den Jahrhunderte lang unzähligen Menschen gekommen sind mit ihren Freuden und Hoffnungen, ihrer Trauer und ihren Ängsten und haben diese vor Gott gebracht. Entscheidende Wendepunkte des Lebens von Geburt bis Tod haben mit diesem Kirchenraum zu tun. Unzählige Gebete wurden hier gesprochen, Menschen gesegnet, miteinander verbunden, Dinge geweiht usw. Auch in der Unscheinbarkeit war es für viele Menschen ein wichtiger Ort, der seine eigene Geschichte hat und an dem viele Menschen in Verbindung mit Gott getreten sind. Wer durch Kirchen führt muss deshalb selber nicht unbedingt ein frommer Mensch sein, sollte aber genau vor diesen Dingen eine gewisse Achtung haben.

Auch Mauerblümchen zum Sprechen bringen

Manche Kirchen strahlen von sich aus, andere dagegen wirken wie Mauerblümchen. Auch unser Ländle strotzt nicht unbedingt von kunsthistorisch überragenden Kirchenbauten. Umso größer und wichtiger ist die Herausforderung, auch Kleinode zum Sprechen und zum Leuchten zu bringen. Das Fenster in die Zeit erschließt uns die unverwechselbare Geschichte auch eines Mauerblümchens, seine Kirchen-Biografie und damit seine Einmaligkeit. So kann auch die Begegnung mit einer Kirche, von der man sich zuerst nicht viel erwartet hat, unvergesslich werden. Es ist wie im richtigen Leben: Man muss kein Star sein, um etwas ganz Besonderes sein zu können.

 

„Eine Kirche mit ihren massiven Holztüren und den rund um das Portal herum
eingeschnitzten 300 Steinengeln erlaubt uns – was nur höchst selten vorkommt –
uns zu einem Unbekannten zu beugen und Hallo zu sagen,
ohne Gefahr zu laufen, für lüstern oder geisteskrank gehalten zu werden.“
Alain de Botton, Religion für Atheisten