Ein Glasfenster der Collegiums Kapelle Mehrerau zeigt eine eher seltene Darstellung: Den Tod des hl. Josef

Bildlich gesehen war er lange ein Außenseiter. In den Krippendarstellungen kam er erst im Spätmittelalter dazu und da nur im Hintergrund. Ochs und Esel waren dem Jesuskind von Anfang an näher. Nicht zuletzt kommt Josef von Nazareth auch in den Evangelien nur in der Kindheit Jesu vor. Nach dem selbstbewussten Auftritt des Zwölfjährigen im Tempel erfahren wir von Josef gar nichts mehr. Der Kirchenvater Hieronymus ging davon aus, dass er noch vor der Taufe Jesu, also vor seinem öffentlichen Auftreten gestorben war.

Eine richtige Josef-Verehrung kommt erst in der Barockzeit auf. Impulse gingen von Teresa von Avila und dann vor allem von den Jesuiten aus. Nachdem Kaiser Ferdinand II. mit einem Bild Josefs Prag erobert hatte, erklärten die Habsburger ihn zu ihrem Hausheiligen; weshalb er auch unser Landespatron ist. Ab jetzt gewinnt Josef auf Bildern ein gewisses Eigenleben als Handwerker, aber auch als Vater in der Beziehung zum Sohn. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird er zu einer Art Disziplinierungsfigur der Männer. Am hl. Josef führte man ihnen ein vorbildliches Familien- und Arbeitsleben vor. Und nachdem die Kommunisten den 1. Mai symbolisch besetzten wurde er als Patron der Arbeiter auch noch zum katholischen Gegengewicht.

Josef wird auch zum Patron der Sterbenden gemäß einer Legende, nach der Josef im Beisein von Jesus in den Armen Marias gestorben sei. In diesem Zusammenhang steht das Glasfenster aus der Collegiums Kapelle Mehrerau. Das Bild im Stil des späten Historismus, entstanden 1886, bringt eine Frömmigkeit zum Ausdruck, die nicht mehr ganz unsere ist. Der sterbende Josef darf nicht einmal seinen Kopf ganz auf das Kissen legen, weil der Heiligenschein im Weg ist. Trotzdem kann das Bild berühren durch die ruhige Innigkeit und Zärtlichkeit innerhalb der Heiligen Familie. Maria thront in sich versunken andächtig hinter der ganzen Szene. Ihr Sohn sitzt beim sterbenden Vater, legt die Hand auf seinen Unterleib und segnet ihn. Ohne viel Dramatik und Bewegung wird der Tod Josefs hier zu einem Emblem der Erlösung.

Markus Hofer