Der dunkelste Abgrund und das strahlendste Licht. Manchmal liegen sie nur eine Haaresbreite auseinander. Wie an den heiligen drei Tagen. Eine ungeheuerliche Dramatik - ein ganzes Leben findet darin Platz. von Petra Steinmair-Pösel

Die ganze Bandbreite eines Lebens – eingefangen in drei Tagen. Triduum sacrum nennt es die Theologie. Gleichsam als Vorspiel dazu der Gründonnerstag. Erfüllte Gemeinschaft. Miteinander essend, trinkend, die Feste des Lebens feiernd – doch schon liegt der Schatten des Abschieds über dem geschenkten Wir.

Dann der Karfreitag: Im Dunkel enttäuschter Sehnsüchte macht sich Depression breit: War er es doch nicht? Haben wir - habe ich - vergeblich alle Hoffnung auf ihn gesetzt? Und er? Hängt am Kreuz. Ohnmächtige Liebe – auch ihm hat sich die Welt verfinstert. Ein letzter Aufschrei gegen die Verzweiflung ---

Und dann Stille. Eine ganze Nacht. Ein ganzer Tag. Und wieder die Nacht. Wer kann sie aushalten, die ohrenbetäubende Stille, die ausweglose Finsternis in den letzten Abgründen des Herzens? Wie gut, wenn eine/r mitgeht. Eine/r, der/die keine Angst hat vor dem Dunkel. Ein/e solidarisch Liebende/r. Es ist wohl eines der stärksten theologischen Bilder: Christus, der Gekreuzigte - hinabgestiegen in die Hölle, in den Abgrund der Verzweiflung und Vergeblichkeit - kommt dem Menschen in seiner größten Gottferne entgegen.

Mit der ohnmächtigen Macht der Liebe zerreißt er die Ketten des Todes. Führt ins strahlende Licht des Ostermorgens. Die österlichen Augen einer liebenden Frau – eines liebenden Menschen – schenken ein neues Erkennen. Und neue Gemeinschaft – durch das Dunkel des Todes hindurch. Die Wundmale sind noch da. Aber sie sind zu Zeichen einer unbeirrbaren Hoffnung geworden, die singt: Stärker als der Tod ist die Liebe.