Kommentar von Edith Burger zum 2. FrauenSalon Vorarlberg

„Sei eine Schale – kein Kanalrohr“, so eine Aufforderung von Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153) zuerst für sich zu sorgen und erst aus der Fülle, sich um andere zu sorgen. Kann Fasten eine solche Möglichkeit der Lebenskunst sein? Eine Möglichkeit gut für sich zu sorgen und dann auch anderen das Empfangene weiterzugeben? Mit dieser Frage ging ich in den FrauenSalon.

Fasten hatte für mich bis dahin eher den Beigeschmack von Frust denn Lust: Hungern, nicht genug bekommen, was kann daran attraktiv sein, zumal es ja nicht primär ums Abnehmen gehen soll, sondern der Weg das Ziel sei?

„Fasten“, erklärte die Fastenleiterin Karin Zausnig, „ist ein ganzheitlicher Prozess, um wieder genussfähiger zu werden, wieder Verbindung zu sich selber - zu seinem Körper und zu seiner Seele - aufzunehmen. Wenn die äußere Nahrung wegfällt, wird die Nahrung für die Seele umso wichtiger. Die durch das Fasten bedingte körperliche Verlangsamung bringt einen auch innerlich mehr zur Ruhe. Beim Fasten muss ich nichts Leisten: pures Sein. Es findet eine körperliche und seelische Entschlackung statt: unnötiger Balast fällt ab. Konzentration auf das Wesentliche tritt ein. Fasten hilft zu Klarheit und Entschiedenheit. Die Genussfähigkeit wird neu sensibilisiert. Verzicht schärft die Sinne, so tritt das Paradoxe ein: Verzicht nimmt nicht, er gibt.“

So machte die junge, sympatische Ernährungswissenschaftlerin mir Fastenneuling Lust auf den Verzicht, Lust es auszuprobieren: diesen Weg die Schale zu füllen.