So viele Frauen wie nie zog es Mittwoch zum 16. FrauenSalon nach St. Arbogast. Grund: Zen-Meisterin und Psychologin Anna Gamma teilte ihre schönen, wilden und weisen Gedanken.

Wäre jetzt eine aufgestanden und hätte gesagt: „Ich bin schön, wild und weise“ – es hätte niemanden gewundert. „Trauen Sie sich das zu?“, hatte Anna Gamma, Psychologin und Zen-Meisterin aus Luzern, vorher gefragt. Und das, was sie mit dieser Frage transportiert – an Interesse, an Wohlgesonnenheit, Energie – hätte genau der kleine Stupser sein können, der eine(n) spüren lässt: Ja, ich kann.

Eine Energie, die so viele Frauen angezogen hat wie nie, einen FrauenSalon zu besuchen. Bei Platz 35 habe man im Bildungshaus St. Arbogast aufgehört, die Warteliste zu führen, erzählt Moderatorin Petra Steinmair-Pösel. Vermutlich, weil diese Anziehungskraft auch aus den Interviews und Büchern spricht, die man von Gamma kennt– nicht zuletzt jenes, das dem Abend den Titel gab: Schön, wild und weise.

Diese drei Begriffe beschäftigen sie seit zehn Jahren, erzählt Gamma – seit ein ominöser Hüftschmerz und eine kluge Freundin sie auf die Spur eines dezidierten Frauenthemas brachten – die Frage, wie wir uns in Männerwelten bewegen. Bei Gamma waren das oft Führungsetagen, beispielsweise die des Lasalle-Instituts für Führungskräfte, das sie lange leitete. „Frauen sind in solchen Kreisen entweder ‚eiserne Lady‘ oder ‚Verführerin‘“, meint Gamma. Nur ein selbstverständliches, natürliches Frau-Sein mit weiblichen Stärken und Schwächen käme in solchen Umgebungen nicht vor.

Eva und Lilith

Die Suche nach der Ursache für ihren Schmerz führte sie aber noch weiter – zurück bis zur Genesis, wie sie im Talmud steht: Dort, wo Eva schon Adams zweite Frau ist. Die erste, Lilith, von Gott wie Adam aus dem Lehm geschaffen, hat das Paradies nämlich im Streit verlassen. Als ebenbürtige Partnerin wollte sie sich Adam partout nicht unterordnen – auch nicht im Bett. Dass Gott für „Frau zwei“ die bekannte Rippe nutzte, habe Konsequenzen, glaubt Gamma – für Evas Selbstbild wie für das ihrer Nachkommen. Denn: „Worte und Mythen sind wirkmächtig – bis in die heutige Zeit.“

Auf diese Bruchlinie führt Gamma nicht nur Dissonanzen zwischen Frauen vom Typ Lilith bzw. Eva zurück – Neid, Eifersüchteleien, „Zickenkrieg“ – sondern auch Konflikte, die Frauen mit sich selbst ausfechten müssen. Zum Beispiel in der Frage, wie man Mutter sein kann – Eva –, ohne sich selbst – Lilith – aufzugeben. Und im Saal wird genickt.

Überhaupt wird viel genickt an diesem Abend. Weil jeder neue Gedanke, jeder neue Satz von Gamma so klar und eindrücklich ist – und zugleich eine riesige Dimension an Bedenkenswerten aufmacht, die ad hoc kaum zu begreifen ist.

Wir müssen nur wollen

Ein bisschen fühlte sich das an wie die Musik von Luzia Erne, Barbara Monitzer und Stefanie Preisl: Über den Glissandi der Swarmandal, einer indischen Zither-Verwandten, improvisieren die drei Musiktherapeutinnen mit Flöten und Stimmen Linien, die sich mal in Harmonie begegnen, mal dissonant aneinander reiben, um sich wieder in Einklang zu treffen. „Weise“ findet Gamma diese schönen und wilden Klänge und freut sich, als Erne, Monitzer und Preisl die Improvisation spontan für alle öffnen.

Das ist ein intensiver Schluss für einen intensiven Abend, der in vielen sicher noch nachhallt – nicht zuletzt weil uns Gamma erinnert: Wir (Frauen) haben es in der Hand – wie Lilith. Wir müssen nur hinstehen – schön, wild und weise.

Zum Vormerken

Der nächste FrauenSalon mit Magdalena Holztrattner findet unter dem Titel „Erfolgversprechend. Frauen führen.“ am Dienstag, den 30. April 2019 ab 19 Uhr im Bildungshaus St. Arbogast statt.