Der Internationale Frauentag am 8. März hat viele Gesichter - wie er begangen wird, ist je nach Land und Mensch unterschiedlich.

Martina Winder

In Vorarlberg wird der 8. März mit dem Frauen-Info-Fest im Landhaus in Bregenz gefeiert. Die Vorstellung von Mädchen- und Frauenorganisationen, Veranstaltungen, Beratungen durch Expertinnen und Vernetzung stehen bei diesem „Fest“ im Vordergrund. So manche freuen sich auch über Schnäppchen beim Einkaufen. Denn der Handel hat den 8. März für sich entdeckt. Wird der Frauentag aber zur reinen Marketingaktion durch Rabatte auf Kosmetika, oder noch schlimmer, auf Putz- und Reinigungsmittel, werden die überholten Rollenbilder immer wieder von neuem auf die Frau projiziert. Es gibt aber auch Stimmen, die die Abschaffung dieses Tages fordern, beispielsweise die von Alice Schwarzer. Für andere ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag wie etwa in Armenien, Kasachstan, Russland und heuer erstmals auch im Bundesland Berlin. Und dann gibt es noch die Frauen und Männer, die um den Ursprung und die Tradition dieses Tages wissen. Sie nutzen die Aufmerksamkeit und machen verstärkt auf die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam.

Ein Tag mit Tradition

Genau darum ging es auch am 19. März 1911, als der erste Frauentag in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und den USA stattfand. Das freie, gleiche und geheime Wahlrecht für Frauen stand zu Beginn im Mittelpunkt der Forderungen. Und der Ruf nach Frieden. Später kamen andere Themen hinzu wie die Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnabschläge, die Senkung der Lebensmittelpreise, der Schutz für Mütter und Kinder oder der gleiche Zugang zu Bildung.

Die Forderungen und Themen sind auch heute noch vielfältig – eine Gleichstellung der Geschlechter ist schließlich noch nicht erreicht. Auch in Vorarlberg nicht, sonst hätten Frauen im Schnitt nicht einen bis zu 28 Prozent geringeren Stundenverdienst als Männer (Quelle: Indikatoren für die Gleichstellung von Frauen und Männern 2018). Oder wären Frauen im unterbezahlten Pflegedienst nicht überdurchschnittlich vertreten. Beispielsweise liegt beim mobilen Hilfsdienst der Frauenanteil bei 95 Prozent. Von diesen 2.100 MitarbeiterInnen sind wiederum nur vier Prozent angestellt, mit durchschnittlich 50 Prozent Anstellungsausmaß (Quelle).

Kehren vor der eigenen Tür...

Und auch die katholische Kirche muss die Forderungen nach Gleichstellung ernst nehmen. Von den etwa 25.000 Ehrenamtlichen, die sich in den Pfarren in ganz Vorarlberg engagieren, ist der überwiegende Teil weiblich – nämlich zwei Drittel. Bei den hauptamtlichen Laien ist der Frauenanteil mit 83 Prozent noch höher. Umgekehrt sind die Anstellungsausmaße der Frauen im Durchschnitt geringer als die der Männer. Die Kirche ist also (auch) weiblich und diese Stimmen müssen deshalb (auch) gehört werden. Und die Kirche muss endlich reagieren und konkrete Maßnahmen umsetzen, wie das von schon so vielen geforderte Frauenpriestertum!

Was bleibt also vom internationalen Frauentag? Hoffentlich mehr als Lippenstift und Putzmittel zum Schnäppchenpreis! Wird der Tag genutzt um auf Ungleichheiten nochmals eindringlich aufmerksam zu machen, ist der 8. März für mich immer noch ein wichtiger Tag. Auch wenn uns das Gefühl der Ohnmacht und des Stillstands zu oft einholt, auch wenn der Wille zur Veränderung nicht sichtbar ist – lasst uns weiterhin aufmerksam hinschauen und aufzeigen wo Ungleichheit herrscht. Nur dann ist Veränderung überhaupt möglich! 

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