Von Petra Steinmair-Pösel

Rollentausch ist in diesen Tagen des Faschings angesagt. Maske und Faschingskostüm helfen dabei, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Ver-rücktes auszuprobieren, kurzfristig eine neue Identität anzunehmen, einmal ganz anders zu sein als im Alltag. An Kindern lässt es sich gut beobachten, aber auch an erwachsenen Faschingsnarren. Vielleicht spüren Sie es auch bei sich selbst: die Masken, die wir aufsetzen, die Kleidung, die wir tragen, die Rollen, die wir spielen, – sie wirken sich immens darauf aus, wie wir uns fühlen. So wird der Fasching zum Selbstexperiment.

Auch zum Gesellschaftsexperiment? Geschichtlich gewachsen erfüllte der Karneval die Funktion, vertraute Hierarchien und gewohnte Ordnungen auf den Kopf zu stellen: Der König wird zum Bettler, der Bettler zum König. Die „Schlüsselübergaben“ an die Faschingsnarren erinnern noch heute daran. Doch stand die Umkehrung der Ordnungen nie im Dienste einer verändernden Gesellschaftskritik. Nicht De-Stabilisierung, sondern im Gegenteil Stabilisierung – auch ungerechter Ordnungen - war das Ziel des zeitlich genau festgelegten Narrentums.

Ganz anders der „Karneval“ des Magnifikat: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Was Maria besingt, ist nicht eine einfache Umkehrung bestehender Machtverhältnisse, sind nicht neue Herrschaftsverhältnisse unter veränderten Vorzeichen. Beim Umsturz, den die mutige Frau beschwört, geht es um echte Veränderung mit dem Ziel fundamentaler Gleichheit.