Mehr Gewaltprävention und gesellschaftliches Umdenken fordern Caritas und die Katholische Frauenbewegung (nicht nur) angesichts des ersten Femizid des Jahres, bei dem eine Oberösterreicherin ums Leben kam.

Mehr als zwei Frauen wurden letztes Jahr durchschnittlich jeden Monat getötet. Die meisten von ihren (Ex-)Partnern. Und auch in diesem Jahr ist mutmaßlich bereits der erste Femizid zu beklagen- vergangenen Samstag starb eine Frau in Oberösterreich. Frauen bräuchten in gefährlichen Situationen rasch und unbürokratisch Schutz, was auch ausreichende Finanzierung von Einrichtungen und Beratungsstellen miteinschließe, betont Caritas-Generalsekretärin Anna Parr und verweist auf die Erfahrungen der Caritas: "In unseren Sozialberatungsstellen, aber insbesondere in den Männerberatungsstellen sehen wir, wie wichtig die Beratung und Begleitung von Gefährdern ist und dass diese Maßnahmen eine Gewaltanwendung oft letztlich verhindern."

Mehr Gleichstellung bedeutet mehr Unabhängigkeit, bedeutet weniger Gewalt

Neben Gewaltschutz sei auch Frauenpolitik nötig, um Frauen ein "selbstbestimmtes Leben ohne Abhängigkeiten" zu ermöglichen, so Parr weiter. Um auf eigenen Beinen zu stehen, bräuchten Frauen ein existenzsicherndes Einkommen, eine ausreichende Pension und auf dem Weg dahin auch ein flächendeckendes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen sowie gerechtere Aufteilung zwischen Frauen und Männern von bezahlter und unbezahlter Arbeit. "Mehr Gleichstellung bedeutet mehr Unabhängigkeit, bedeutet weniger Gewalt", so die Caritas-Expertin.

Diesen Forderungen schloss sich auch Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfbö) Angelika Ritter-Grepl an und betonte, rund 230 Millionen Euro pro Jahr seien zur Finanzierung der Präventionsmaßnahmen erforderlich. "Diese Zahl und dazugehörige Konzepte stehen schon lange im Raum, eingelöst sind die Forderungen noch immer nicht", betonte die Vorsitzende der mit 90.000 Mitgliedern größten Frauenorganisation Österreichs.

Gewalt gegen Frauen als Spiegel

Zudem sei gesamtgesellschaftlich eine Wende notwendig: "Gewalt gegen Frauen wurzelt stark darin, wie sich eine Gesellschaft versteht und Geschlechter definiert", so Ritter-Grepl. Nach wie vor gäbe es patriarchale Muster und Geschlechterrollen in der Erziehung wie im generellen Umgang miteinander, verstärkt durch Medien, Filme und Social Media. Die kfbö-Vorsitzende sprach sich für weiteren Auf- und Ausbau einer "geschlechtersensiblen Arbeit mit Buben und Mädchen" sowie einer "qualifizierten, niederschwelligen Männerberatung" aus.

Auch Ritter-Grepl sprach "strukturelle Ungerechtigkeiten" zwischen den Geschlechtern an, die es etwa bei ungleicher Verteilung und Bezahlung von Erwerbsarbeit gebe. "Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Gesellschaft ist ein Fundament des friedlichen Miteinanders", so die kfbö-Vorsitzende. (red/kathpress)