Erotische Frauenliteratur beim Vorarlberger FrauenSalon - ja darf man das denn? Ja, man darf und sollte es sogar zum Thema machen. Warum - weil sich seit Eva und dem Apfel einiges getan hat.

Veronika Fehle

Irgendwie ist das ja schon komisch. Knackige Frauenkörper wandeln durch die Werbefenster, lächeln von den Plakatwänden und selbst in Marmor gehauen - altehrwürdig, schön und erhaben - blitzt da manchmal ein freigelegter Oberkörper durch.

Skandal! Pfui!
Anschauen darf man die Frauen also. Verkehren die aber die Blickrichtung und schauen zurück oder besser noch - sie werden aktiv und schreiben über Körper, Erotik, Selbst- und Fremdbild - dann, ja dann sieht die Sache schon anders aus. Bestes Beispiel - Benoit Groult und ihr Erfolgsroman „Salz auf unserer Haut“. Pornografie, Skandal, Pfui, hieß es da. Heute sieht man das ein wenig anders und doch bleibt der fahle Beigeschmack der offenen Frage, ob der Skandal hinter dem Roman nicht der war, dass ihn eine Frau geschrieben hat.

Gut, darüber sollen andere befinden, stand doch beim Vorarlberger FrauenSalon im Bildungshaus St. Arbogast weniger die Frage nach dem „Darf man das“ im Zentrum als viel mehr die Bandbreite, die das erotische Schreiben von Frauen durch die Jahrhunderte begleitete. Da ist eine Sappho, die einen Männerkörper betrachtet, da ist aber auch eine Else Lasker-Schüler, die die Erotik in ein sanftes Licht taucht, da ist eine Gioconda Belli und auch eine Lily Brett, die die Hemmschwelle zwischen Weiblichkeit und Erotik mit Humor markiert. „Eine fehlt immer“, betonte die Germanistin Dr. Christine Repolust in ihrer literaturwissenschaftlichen Einführung. Eine fehlt immer und es war auch nicht das Ziel, die gesamte Literaturgeschichte des erotischen weiblichen Schreibens aufzufädeln. Nein, man wählte markante Positionen, zog Querverbindungen und erreichte damit einen wunderbar sensiblen Spannungsbogen. 

Brigitte Walk - frauensalonBrigitte Walk
las und spielte die Texte der schreibenden Frauen

Leichtfüßig
Mehr gespielt als bloß gelesen von der Vorarlberger Schauspielerin Brigitte Walk, packten die Texte ihre gesamte verdichtete Tiefe aus. Niemals platt, niemals ordinär. Wo der Text endete hob die Musik an, mit der sich die Cellistin Penelope Gunther leichtfüßig, sensibel und abgründig gleichermaßen auf das Wechselspiel einließ.

Gütesiegel
Frauen und Erotik, darf man das? Ja, man darf. Und das hat aber schon gar nichts mit plattfüßigen Sexszenen zu tun. Erotik spielt sich in den feinen Zwischenklängen ab, in dem was hinter dem Verborgenen vermutet werden kann. Und man soll sich das qualitative Urteil über Veranstaltungen ja nicht anhand des quantitativen Besuchs bilden. Im Falle des Vorarlberger FrauenSalon  gilt diese Regel allerdings nicht. 200 Frauen waren da, der Saal war vollbesetzt und das Gebotene hat jedes Qualitätsgütesiegel absolut verdient.

Penelope Gunther - frauensalonPenelope Gunther
fing die Texte musikalisch auf

ZUR SACHE

Der FrauenSalon - Eine Tradition

Mit „Erotische Frauenliteratur“ griff der Vorarlberger FrauenSalon bei seiner mittlerweile fünften Auflage ein gewagtes und ebenso spannendes Thema auf.
Der Vorarlberger FrauenSalon, der von der Katholischen Frauenbewegung, der Plattform FrauenBildung, den Bildungshäusern Batschuns und St. Arbogast ebenso wie vom Frauenreferat der Katholischen Kirche Vorarlberg getragen und vom Land Vorarlberg unterstützt wird, knüpft in Form und Inhalt an die Salontradition des 17.  bis 19. Jahrhunderts an.

Raum bieten. In den von Frauen geführten Salons wurden Themen der Bildung, der Politik, der Kunst und Kultur und des Zeitgeschehens diskutiert. Themen und Anliegen der Frauen wurden damit aus dem Privatbereich in die öffentliche Diskussion gebracht und so gingen von den Salons wichtige emanzipatorische Impulse für die Frauen und die Frauenbewegung aus. Nun geht der Vorarlberger FrauenSalon in das dritte Jahr und ist ein sehr gut besuchtes und anerkanntes Veranstaltungsformat, das zweimal jährlich - je einmal im Bildungshaus Batschuns sowie im Bildungshaus St. Arbogast - interessanten Themen und Diskussionen eine Plattform bietet.

Information

Weitere Informationen zu den bisherigen FrauenSalons finden Sie unter:
www.frauensalon-vorarlberg.at