Egal von welcher Seite man es betrachtet. Es ist zum Kotzen. Drastische Worte für ein Thema, das jedes Jahr mindestens zwei Mal zur Sprache kommt und am 15. Februar leider wieder ansteht: Der Equal Pay Day.

Die einen begehen ihn im Herbst, die anderen im Frühjahr. An der Tatsache, dass Frauen weniger verdienen, ändert es aber nichts, egal von welcher Seite des Jahres man den Equal Pay Day berechnet. Seit 2009 berechnet das internationale Frauennetzwerk BPW – Business and Professional Women - diesen (eigentlich unnötigen) Tag für Österreich. Der Aktionstag, der die EinkommensUNgerechtigkeit zwischen Frauen und Männern aufzeigt, fällt heuer auf den 15. Februar und rückt somit 6 Tage nach vorne. 

Corona und der Gender Pay Gap

„Es ist der 16. März 2020, Angestellte übersiedeln ins Homeoffice, SchülerInnen werden zu Hause unterrichtet. Das Arbeitszimmer wird vom Mann in Besitz genommen. Der Frau wird oftmals nahegelegt, ihr Arbeitspensum zu reduzieren, um sich besser um die Kinder kümmern zu können,“ mit diesen Worten skizziert Cornelia Pessenlehner, Präsidentin von BPW Austria, die Situation der Frauen speziell im ersten Pandemiejahr. “Dies führte auch zu einer Verfälschung der Statistik in Bezug auf den Gender Pay Gap, der auf 12,7% sinkt. Außerdem ist unklar, wie die Kurzarbeit in die Statistik eingeflossen ist.” Diese Einkommensdifferenz von 12,7 Prozent sind abgerundet auch 46 Arbeitstage, die Frauen kostenlos arbeiten, oder anderes ausgedrückt: circa jedes 8. Jahr.

Trifft vor allem Frauen

„Was wir bei aller ‚Freude‘ nicht vergessen dürfen: der Equal Pay Day vergleicht nur Frauen und Männer in Vollbeschäftigung. Alle Frauen, die in Teilzeit arbeiten, durch die Krise noch weniger Stunden in Beschäftigung sind oder ihre Jobs verloren haben, sind hier nicht abgebildet“, betont  Mag. Cornelia Pessenlehner, Präsidentin von BPW Austria. Auch jene, die den Job reduziert oder ganz aufgegeben haben, um Familie mit ‚Home schooling‘ zu managen, führen ein Schattendasein, insbesondere in dieser Statistik.

Frauen leben länger, die Frage ist wovon?

Der Pay Gap hat weitreichende Konsequenzen. Vor allem in den Berufsgruppen der Angestellten beträgt er 29,9% und bei ArbeiterInnen 26,9%. Das wirkt sich auf den Kontostand und die Lebensqualität aus, aber auch die Pensionen sinken. Frauen leben länger, die Frage ist wovon? Ohne zusätzliches Vorsorgeprogramm führen Frauenpensionen, deren Höhe nur halb so hoch ist wie die der Männer, zwangsläufig in die Altersarmut.

Vorarlberg als trauriges Schlusslicht

Noch gravierender werden die Unterschiede, wenn man die Zahlen nach Bundesländern aufschlüsselt. Während in Wien der Pay Gap mit 4,2% verhältnismäßig klein ist, klafft in Vorarlberg eine Lücke von 22,2%. Was also tun?  Unternehmen, die dauerhaft mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigen, stehen in der Pflicht, jährliche Einkommensberichte zu erstellen, welche für Lohn-Transparenz zwischen den MitarbeiterInnen sorgen. Klein- und Mittelbetriebe bleiben dabei außen vor, obwohl sie die größte Gruppe der Arbeitgeber sind. „Das muss von der Regierung nachgebessert werden, um die innerbetriebliche Entgelttransparenz flächendeckend herzustellen“, lautet die Forderung des Frauennetzwerks.

Factsheet zum Equal Pay Day