"Heraus mit dem Frauenwahlrecht!" war die Hauptforderung der "Mütter" des Internationalen Frauentags. Auch wenn diese Zielsetzung inzwischen erreicht wurde, so ist die Gleichstellung der Geschlechter dennoch weder in Österreich noch im Rest der Welt eine Realität.

Im Bild rechts: Der Internationale Frauentag 1948 in Berlin. Am Internationalen Frauentag, dem 8.März 1949, fanden überall in den Betrieben des sowjetischen Sektors Feierstunden der weiblichen Belegschaftsmitglieder statt. Zum Beispiel auch im Bekleidungswerk "Fortschritt". Zu den Frauen sprach Lina Fischer vom Demokratischen Frauenbund.

Der Internationale Frauentag hat schon eine lange Tradition. Im Jahr 1911 fand er zum ersten Mal in Deutschland statt, wo in mehreren Städten Demonstrationen stattfanden. Acht Jahre später wurde endlich das Frauenwahlrecht eingeräumt, ein wichtiger Meilenstein in der Frauenrechtsbewegung.

Chancengleichheit
In den vergangenen 100 Jahren wurde durch das Engagement vieler Frauen den frauen- und gleichstellungspolitischen Forderungen zum Durchbruch verholfen. Die Erfolge können sich sehen lassen, Frauen haben seither viel erreicht. Die völlige Chancengleichheit und gelebte Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen Bereichen zwischen Frauen und Männern gibt es allerdings noch nicht. Wir brauchen den Internationalen Frauentag also auch weiterhin, nicht nur als Tag der Erinnerung, sondern als Tag der Aufmerksamkeit, um gemeinsam jene Punkte zu beleuchten, wo Chancengleichheit noch nicht erreicht ist –weder für Frauen noch für Männer.

Gleichberechtigung für alle?
Der 8. März hat auch schon immer einen internationalen Charakter, unterstützt durch die Tatsache, dass die Vereinten Nationen  an die Tradition des Internationalen Frauentags angeknüpft haben. 1977 rief die UN-Generalversammlung in einer Resolution einen Tag im Jahr zum „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ aus. Die jährlich stattfindenden Veranstaltungen stehen seither unter wechselnden Schwerpunktthemen. 2014 lautet das Motto der Vereinten Nationen zum Internationalen Frauentag: „Equality for women means progress for all“ (Gleichberechtigung für Frauen ist Fortschritt für alle.) Im Europäischen Parlament steht der Internationale Frauentag  unter dem Motto: „Gewalt gegen Frauen entgegenwirken – eine Herausforderung für alle“.

Frauen und Gewalt
Die aktuelle Studie der Europäischen Union –die weltweit größte Erhebung zur Gewalt gegen Frauen- zeigt, erschütternde Ergebnisse: Ein Drittel der Frauen zwischen 15 und 74 Jahren gaben an, körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren zu haben. Das Europäische Parlament hat bereits in seiner Plenarsitzung am 25. Februar 2014 eine Entschließung mit Empfehlungen an die Kommission zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen verabschiedet.In dieser fordert es die Kommission unter anderem auf, die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und nichtstaatlichen Frauenorganisationen bei der Ausarbeitung und Umsetzung einer wirksamen Strategie zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen zu fördern und gegen Ehrenmorde vorzugehen, indem potenzielle Opfer Zugang zu Bildung und Frauenhäusern erhalten sowie Aufklärungskampagnen über extreme Formen von Menschenrechtsverletzungen und über die Zahl der tragischen Ehrenmorde gestartet werden. Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, auf das wir immer wieder aufmerksam machen müssen und vor dem wir die Augen nicht verschließen dürfen und da ist die Solidarität von uns Österreicherinnen weit über unsere Grenzen hin notwendig.


Ein weiteres Thema, wo die Notwendigkeit eines Internationalen Frauentages deutlich wird, ist die Tatsache, dass die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen nach wie vor ca. 23% auseinanderklafft. Außerdem  wird Familienarbeit vielfach noch immer als Frauendomäne begriffen, was nebenbei, zu einer anderen Baustelle führt: Wieso wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer vor allem als Problem von Frauen begriffen? Und warum wird die Debatte so unbegreiflich normativ geführt? Durch mehr Gerechtigkeit gewinnen alle: Männer, die Kinder- und Pflegeaufgaben wahrnehmen und Frauen, die selbständig ihren Lebensunterhalt erwirtschaften können.

So könnte der heutige Tag ein Anlass sein, ehrlich, ernsthaft und mit gegenseitigem Respekt über Gleichstellung und noch nicht verwirklichte Ziele und Träume zu sprechen.