Väter sind gefragt. Nicht nur am Vatertag. Mit Leidenschaft, Herz und Verstand. von Petra Steinmair-Pösel

Während am zweiten Sonntag im Mai ganz selbstverständlich Muttertag gefeiert wird, spielt der Vatertag im Juni noch immer höchstens die zweite Geige. Doch langsam lässt sich auch hier ein Bewusstseinswandel feststellen. Ob dieser vor allem durch Interessen der Wirtschaft angekurbelt wird?  Ich möchte glauben, dass ein neues Vater-Bewusstsein dabei eine mindestens ebenso große Rolle spielt.

Zum einen ist es das Bewusstsein dafür, dass Kinder in vielerlei Hinsicht Väter brauchen. Das ist kein Einwand gegen die bewundernswerten Leistungen, die viele alleinerziehende Mütter bringen. Nicht wenige von ihnen sind auch ganz gezielt bestrebt, für ihre Kinder eine pädagogische Einrichtung zu finden, wo es männliche Lehrer und Erzieher gibt. Dass dies immer seltener der Fall ist, sehen viele inzwischen als gesellschaftliches Problem. Und sprechen von einer Feminisierung des Bildungswesens, unter der vor allem die Jungen leiden.

Auch unter vielen Vätern ist ein neues Rollenbewusstsein spürbar. Sie wollen aktiv und bewusst ihr Vatersein leben und gestalten – dabei vielleicht manches anders machen, als sie es mit ihrem eigenen Vater erfahren haben. In einem Punkt sind sich jedoch fast alle Männer einig: Sie wollen Väter sein – keine zweiten Mütter. Für uns Frauen und Mütter ist damit eine Herausforderung und Einladung verbunden: uns auch einmal entspannt zurückzulehnen und darauf zu vertrauen, dass sie ihren „Job“ gut machen – auch wenn sie ihn so machen, wie wir es nie tun würden.