Ein außergewöhnliches Seminar findet dieser Tage statt. Veranstalterin ist das Frauenreferat der Katholischen Kirche Vorarlberg in Kooperation mit der Katholischen Frauenbewegung. Unterstützt wird die Fortbildungsreihe vom Land Vorarlberg und der AK. Über hundert Frauen aus dem ganzen Land nehmen teil. Der Titel mag auf falsche Fährten locken, denn das Seminar bietet vieles. Nur ebenen keinen Tanzunterricht. Von Petra Steinmair-Pösel

Unverzichtbar

Ihre Arbeit ist anstrengend. Meist beginnt ihr Arbeitstag, wenn andere nach Hause gehen. Nicht nur deshalb werden sie oft wenig gesehen – wahr-genommen. Sondern auch aus dem Grund, weil ihr Beruf nur in den Augen wenig(st)er das An-Sehen einer Ärztin, einer Rechtsanwältin, einer Bankerin hat. Dennoch ist ihre Arbeit wichtig, ja mehr noch: unverzichtbar. Weder die Ärztin noch die Rechtsanwältin oder die Bankerin könnte ihren Beruf ausüben ohne sie. Von wem hier die Rede ist? Erraten Sie es?

Tanz mit dem Besen

Es sind die Reinigungsfachkräfte, meist -frauen, die täglich unsere Büros sauber machen, damit wir ungestört unserer Arbeit nachgehen können. Dass ich heute gerade diese Berufsgruppe ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücke, hat einen Grund: ca. 100 Reinigungsfachfrauen nahmen in der vergangenen Woche an der Fortbildungsreihe „Der Tanz mit dem Besen“ teil. Nein, kein kreativer Tanzworkshop, sondern Persönlichkeitsbildung, Kommunikations- und Konflikttraining, Rechts- und Gesundheitsberatung u.v.a.m.

Gesellschaftspolitisches Signal

Dass die katholische Kirche mit diesem unkonventionellen Angebot ein gesellschaftspolitisches Signal abseits der oft leidigen Richtungsstreitigkeiten setzt und eine Vorreiterrolle einnimmt, finde ich toll. Dass das Weiterbildungsangebot von außerkirchlichen Stellen unterstützt wird, ebenfalls. Dass immer mehr Gemeinden und Betriebe ihren Reinigungsfachfrauen diese Fortbildung ermöglichen, ist absolut zukunftsweisend. Und vielleicht ein erster Schritt dahin, Frauen (und Männern), die im Bereich des Lebensdienlichen arbeiten, mehr An-Sehen zukommen zu lassen. So gesehen beinahe eine kleine gesellschaftspolitische Revolution!