von Petra Steinmair-Pösel

Wieder stehen wir vor dem triduum sacrum – den heiligen drei Tagen. Jesus feiert Mahl mit seinen Freundinnen und Freunden, ein letztes Mal verdichtet sich ihre Gemeinschaft. Was in jedem seiner Worte, in jeder seiner Handlungen sichtbar wurde, sein Dasein für die anderen, das spricht er nun explizit aus: mein Leib - für euch, mein Blut - für euch. In seinem Leben und Sterben wird eines deutlich: Gottes liebende Zuneigung zu uns Menschen - zumal zu jenen, die sich nach Heil und Heilung sehnen.

Proexistenz auch für jene, die schuldig geworden sind. Das vor allem in der Ostkirche verbreitete Bild vom Höllenabstieg Jesu am Karsamstag bringt dies unüberbietbar zum Ausdruck. Jesus begegnet jenen, die sich vom Leben und der Liebe abgeschnitten haben nicht als ferner, überlegener Retter, der von ihrer Not und ihrem Leid letztlich unberührt bleibt. Bis in die letzte Gottferne geht er ihnen nach, um dort im Dunkel jene zu berühren, die die Hoffnung auf das Licht in ihrem Leben aufgegeben hatten.

Ohnmächtige Macht der Liebe, die mitgeht, die bleibt und aushält - allem Anschein zum Trotz. Das Schweigen Gottes am Karsamstag - reines Da-Sein, Mit-Sein, selbst in der äußersten Gottverlassenheit. Wandlung ermöglichend: vom Dunkel zum Licht, von der Gewalt zur Liebe, vom Tod zum Leben. An den Karsamstagen der Welt, der Kirche, meines eigenen Lebens, wenn alles dunkel und ausweglos erscheint, lässt es mich hoffen, dass es ein Ostern auch hier geben wird. Dass auch hier gilt: Stärker als der Tod ist die Liebe.

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