Sr. Clara Mair scsc vom Fachteam Spiritualität im Pastoralamt zum Thema Frauen und Spiritualität.

Ein Wort, das gegenwärtig Hochkonjunktur hat, lautet „Spiritualität“. Heute gibt es, sowohl in kirchlichen als auch außerkirchlichen Einrichtungen, zahlreiche spirituelle Angebote. Gemessen an den TeilnehmerInnenzahlen scheint Spiritualität in unseren Breiten eine Sache der Frauen zu sein. Selbst bei Jugendlichen bestätigt sich diese Beobachtung. So zeigt z. B. eine wissenschaftliche Studie zum Projekt Jugendkirche in Ravensburg, dass 80% der 14-20 Jährigen, die an Angeboten teilnehmen, weiblich sind.

Könnte das daran liegen, dass Frauen ausgeprägter oder eindringlicher danach streben neue Wege und Übungen zu finden, die ihnen helfen können sich weiter zu entwickeln, in einem Prozess zu bleiben? Eine Trennung oder Einteilung in männliche oder weibliche Spiritualität empfinde ich als nicht notwendig oder sinnvoll. Ich nehme jedoch genderspezifische Zugänge zur Spiritualität wahr.
Es fällt auf, dass Frauen ihre Sehnsucht nach Sinn, Zuwendung oder Beziehung gewöhnlich offener formulieren und zu begegnen suchen als Männer. Frauen tun sich im Allgemeinen auch leichter über Gott zu reden. Vielleicht leben sie – ausdrücklicher als Männer – eine „Kommunikative Spiritualität“, die darin besteht, Leben und Glauben zu teilen.

Ihr Glaubensleben endet jedoch nicht allein in Gestalt von Teilen und Mitteilen. Bei Frauen findet man auch stärker die Sehnsucht nach einer Zeit des Zu-sich-selbst-Kommens, des Spürens nach innen. Frauen suchen Ganzheit.