von Petra Steinmair-Pösel

Ist das Selbstwertgefühl geschlechtsspezifisch? Eine spannende Frage, zumal gerade Frauen bisweilen über ein geringes Selbstwertgefühl klagen. Die Psychotherapeutin Dr.in Boglarka Hadinger vergleicht das Selbstwertgefühl mit einem Fabelwesen: Mal ist es da, dann wieder verschwunden. Es entzieht sich unserem Zugriff, lässt sich nicht festhalten. Und ist plötzlich überreich geschenkt, ganz unerwartet. Zwar lässt es sich nicht herstellen, doch gibt es Dinge, die ein gutes Selbstwertgefühl nähren.

Das Nährende gilt zunächst für alle – männlich oder weiblich – gleichermaßen: intensive Beziehungen; die Erfahrung, kompetent zu sein; lebenstragende Werte und Orientierungen; das Gefühl, auch ein (ethisch) guter Mensch zu sein; Lebensfreude und Lebenslust. Doch die Therapeutin weiß auch um geschlechtsspezifische Stärken und Stolpersteine. Frauen empfiehlt sie, gut auf ihre „inneren Gespräche“ zu achten: Welche Bilder pflege ich von mir selbst – sind es wertschätzende oder abwertende? Hier kann frau bewusst lenken und gegensteuern. Auch mit wem ich mich vergleiche, ist für das Selbstwertgefühl prägend: Lege ich unrealistische Maßstäbe an, die mich dauernd überfordern und klein machen?

Jenseits all dieser wichtigen Bemühungen steht jedoch die erstaunliche Einsicht: Selbstwertgefühl stellt sich dort beinah automatisch ein, wo ich von etwas wirklich begeistert bin. Wenn ich mich für etwas oder jemanden so engagiere, dass ich dabei die Sorge um meinen Selbstwert, vielleicht sogar (für Momente) mich selbst vergesse.