von Petra Steinmair-Pösel

Das Kommen der Geistkraft Gottes haben wir zu Pfingsten gefeiert. Haben Sie sie erfahren, diese Kraft, „die uns aus den Häusern, aus den zu engen Schuhen und aus den Gräbern treibt“, wie Luzia Sutter-Rehmann in einem wunderbaren Text formuliert? Diese unfassbare Kraft, gegenwärtig am Beginn allen Seins: Geist Gottes über der Urflut, noch vor dem Urknall, der mit schöpferischer Liebe will, dass Leben sei. Geistkraft, von der Maria sich erfüllen lässt und so Gott in diese Welt hineingebiert als einen von uns.

Das Wirken der göttlichen Liebeskraft ist nicht auf Pfingsten beschränkt: „Die Geistkraft weht, wo sie will, und du hörst ihre Stimme, aber du weißt nicht, woher sie kommt und wohin sie geht“ (Joh 3,8). Sie ist uns versprochen, jeder und jedem von uns. Sie hat etwas unbezähmbares, dynamisches, eigenwilliges an sich: Als „weibliche“ ruach (hebräisch) ist sie der feministischen Theologie wichtig geworden. Die griechische Bezeichnung parakletos erzählt von ihrer tröstenden Kraft, die – wie eine Anwältin im Gerichtsprozess – den Schwachen, den Angeklagten zur Seite steht.

Welche Bezeichnung auch gewählt wird: immer ist sie die Macht, die Leben will und bejaht. Jene Kraft, die auch im Dunkel nach Funken des Lichts und der Liebe suchen lässt. Die auch in scheinbar aussichtslosen Situationen das große JA zum Leben sprechen lässt. Wohin will die Geistkraft Gottes, die alles durchwirkt, Sie locken: in Ihrem Alltag, ganz konkret. Wo fühlen Sie sich ganz lebendig?