von Agnes Breuer-Labady - Anglistin, Germanistin.

Die Erinnerungen an meine Oma sind voll Liebe. Ob ich krank war oder Hunger hatte; sie war einfach selbstverständlich da: für mich, für meinen Bruder, für meine Cousins. Das war für sie „normal“. Sie hat ihre Rolle als Mutter und Hausfrau und die damit verbundenen Aufgaben trotz ihrer Ausbildung in Deutsch und Klavier nie in Frage gestellt.  

Die Perspektive, die Zeiten haben sich geändert. Mamas sind großteils berufstätig. Als unselbständig, abhängig, uninteressant gelten Frauen, die freiwillig den Beruf Mutter und Hausfrau wählen: „sie können halt nichts anderes“. Gott sei Dank ist es heute möglich, dass Frauen ihren Begabungen, Interessen und Wünschen nachgehen und dazu Mut haben. 

Aber gehen wirklich alle Frauen ihren selbstbestimmten Lebensweg, wenn sie einen Beruf außer Haus wählen? Ist die Erwartung der Gesellschaft an die Frauen heute nicht genauso stark wie früher, nur in die entgegengesetzte Richtung? Zählen nicht nur Frauen als emanzipiert, die einen Karriereweg gehen? Braucht es heute nicht mehr Mut - oder zumindest gleich viel - den Beruf „Mutter“ zu wählen?

Ich bin seit 20 Jahren hauptberuflich Mutter, mittlerweile von acht Kindern. Was ich in meinem Studium gelernt habe, kann ich auch zu Hause bei meinen Kindern gut nützen. Ohne den Mut, auf meine innere Stimme zu hören und gegen den Strom zu schwimmen, wäre ich heute irgendwo auswärts beschäftigt, vielleicht Mutter von ein oder zwei Kindern. Wäre ich dann mutiger gewesen? Oder hätte ich mutlos mich selbst verleugnet?