von Petra Steinmair-Pösel

„Frauen in Leitung hätten Missbrauch verhindert“ – das Zitat aus dem Osservatore Romano lässt aufhorchen. In ihrem Beitrag argumentierte die an der Sapienza-Universität lehrende Historikerin Lucetta Scaraffia, Frauen wären eher bereit, Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch zu verteidigen. Eine größere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Leitungsämtern hätte den „Vorhang männlicher Verschwiegenheit“ zerrissen. Die Wortmeldung der überzeugten Katholikin stimmt nachdenklich – in zweierlei Hinsicht.

Da sind einerseits (stellvertretend für andere) die Erfahrungen eines Kollegen mit einer Nonne, von der er – als Kind das Vater Unser nicht könnend – Rutenhiebe bekommen hat. Kein sexueller Missbrauch zwar – aber das Frausein allein konnte nicht Gewalt und Machtmissbrauch verhindern. Ebensowenig übrigens, wie bei Müttern der damaligen Zeit. Die Rechtfertigung von Gewalt in der Erziehung ist vor allem ein Problem gesellschaftlicher Plausibilitäten.

Eine andere Frage ist die nach einer evangeliumsgemäßen Kultur des Miteinanders von Frauen und Männern. Und hier ist Scaraffia wohl zuzustimmen: es geht nicht nur um soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Mit dem Ausschluss von Frauen aus vielen Leitungsämtern lässt sich die Kirche unverzichtbare Beiträge und Energien entgehen – auch was einen lebensfreundliche Kultur der Sexualität betrifft. Nicht weil Frauen die besseren Menschen wären – sondern weil sie andere Zugänge mitbringen und Auseinandersetzung einfordern.