von Petra Steinmair-Pösel

Mitten ins Sommerloch fällt die heftige und medienwirksam geführte Diskussion um die Feststellungen der Pfarrerinitiative. Denn was im Juni unter dem umstrittenen Titel „Aufruf zum Ungehorsam“ veröffentlicht wurde, sind weder Bitten, Forderungen noch Resolutionen, sondern schlicht die Ankündigung und Offenlegung dessen, was mittlerweile die Mehrheit der Gemeinden mit ihren Pfarrern de facto tun. Wo es zunächst zu einem Sieg-Niederlage-Spiel zwischen den beiden Proponenten Kardinal Christoph Schönborn und Pfarrer Helmut Schüller zu kommen drohte, scheint sich mit den Wortmeldungen der letzten Tage doch eine respektable Gesprächskultur durchzusetzen.

Der diplomatische Intellektuelle Schönborn ließ durch seinen Pressesprecher betonen, dass jede/r Katholik/in frei sei, sich für Veränderungen in der Kirche einzusetzen und dass es kein Drohszenario gebe. Und Schüller konzedierte seinem Vorgesetzen klar und eindeutig, dass dieser das Beste will.

Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, dass der ans Licht gehobene Konflikt zur Chance wird, die schon lange schwelenden Fragen anzugehen und vielleicht sogar im einen oder anderen Punkt zu gemeinsamen Lösungen zu finden, die jenseits eines immer schwierigen Entweder-Oder liegen. Das wäre geradezu ein Grund, von einer sich entwickelnden Konfliktkultur zu sprechen und stolz auf unsere Kirche zu sein.