von Petra Steinmair-Pösel

Die Natur zeigt sich in unbändiger Fülle, scheint vor Farben und Lebenslust geradezu zu explodieren. Zeit der Düfte und der ersten lauen Frühsommerabende. Traditionell wird der Mai in der Kirche als Marienmonat gefeiert. Zum Erblühen der Natur passt die Darstellung einer blütenfrischen Maria – in schlichter Schönheit bis hin zum frommen Kitsch. Doch das ist nur ein Teil jener Maria, welche die Spiritualität (damals sagte man dazu noch „Frömmigkeit“) vieler (Frauen-)Generationen prägte und vielleicht auch uns heutigen wichtige Impulse schenken kann.

Sonntagausflug zur Basilika in Rankweil. Auf dem Hauptaltar Maria, in ihrer Brust sieben Schwerter. Noch vor wenigen Jahren hätte ich eine solche Darstellung schlichtweg als masochistische Leidensmystik abgelehnt. Doch erfahren wir nicht alle, was auf dem Altarbild so blutig dargestellt ist? „Es war wie ein Stich ins Herz“, sagen wir, wenn uns etwas in der Tiefe unserer Person verletzt. Da gibt es jene haarfeinen Nadelstiche, die bald wieder heilen und vergessen sind – aber es gibt auch Verwundungen, die nicht so einfach wieder gut zu machen sind, die uns fürs Leben zeichnen – wie Maria. Wie damit umgehen?

Wie heilsam ist da dieses Bild von Maria: Frau, die den Schmerz kennt, ohne daran zu zerbrechen, Frau mit aufrechtem Haupt und klarem Blick. Vielleicht kann frau/mann ihr das eigene Lebensdunkel hinlegen ohne einen Rat-Schlag oder ein Urteil als Antwort zu bekommen – sondern den solidarisch liebenden Blick von einer, die „weiß, was alles mit dem Leben geschehen kann ...“ (Christine Busta).