von Petra Steinmair-Pösel

Ich gestehe: Ich habe mir lange schwer getan mit Maria. Dargestellt als unentwegt demütig lächelnde keusche Jungfrau oder den Sohn anbetende Übermutter ist sie kaum wahrnehmbar als leibhaftige Frau aus Fleisch und Blut. Und dass sie oft gerade von jenen besonders verehrt wird, die ein stark männlich geprägtes Gottesbild haben, ließ sie mir zusätzlich suspekt erscheinen. Etwas salopp gesagt: als Alibifrau, die herhalten musste, um einen gewissen ungesunden Männlichkeitswahn auszugleichen und so indirekt auch zu stützen.

Dabei kennt die Ikonographie ganz andere Bilder: Maria ist – gemeinsam mit der anderen Maria, der Vertrauten Jesu – dabei, als der Geist des Mutes und der Stärke zu Pfingsten die verängstigten Apostel aus ihrem Versteck treibt. Maria steht unter dem Kreuz, als man ihren Sohn zu Tode foltert. Maria sagt JA zur Bitte des Engels – ohne Sorge, sie könnte unwürdig sein den Sohn Gottes in diese Welt zu bringen, ohne Zögern, obwohl ein uneheliches Kind ihren Tod, zumindest den moralischen, bedeuten könnte. Maria auch als jene politische Frau, die Gott als einen besingt, der die Verhältnisse auf den Kopf stellt, die Mächtigen vom Thron stürzt und die Kleingemachten erhöht.

Dankbar bin ich für Darstellungen, die Maria ganz als Frau zeichnen wie die „Madonna del Parto“ von Piero della Francesca. Schön, aber nicht gefällig, ruht sie ganz in sich, ihre Hand auf dem Unterleib lässt keinen Zweifel daran, dass dies der Ort ist, an dem Gott Mensch wird. Die marianischen Farben rot und blau erinnern plötzlich nicht nur an das Leid und die Gnade, die sie erfahren hat, sondern auch an Eros und Weisheit, in einer Frau vereint.