Von Dr. Petra Steinmair-Pösel, Frauenreferentin der Diözese Feldkirch

liebe statt angst

Kennen Sie das Gefühl, in ihr Leben hineingezwängt zu sein wie in ein Hamsterrad? Eng ist es dort, frau hetzt und rennt, um nur ja nicht den Anschluss zu verlieren. Die erwartete Leistung zu bringen. Nicht zu kurz zu kommen. „Ich japse!“ sagt ein Freund und beschreibt damit plastisch jenen Zustand, wo man mehr neben als bei sich ist. Scheinbar ohne Perspektive und ohne Ausweg wird immer mehr vom Gleichen produziert, das uns dennoch nicht glücklich macht. Es ist das Lebensgefühl der Ressourcenausbeutungsgesellschaft.

Ein Lebensgefühl des Mangels. Tief verängstigt uns das Gefühl, in unserem begrenzten 90Jahre-Leben nicht das grenzenlos leidfreie Glück zu erreichen. Die scheinbar (zu) knappen Ressourcen lassen auf das schielen, was der Nachbar hat. Glücklich macht dann das bisschen mehr, das uns selber zufällt im Gerangel um die besten Plätze. Und wo das nicht gelingt, sollen die modernen Analgetika – von der Schokolade bis zum handfesten Antidepressivum – helfen. Der Hirnforscher Gerald Hüther spricht vom Leben im Angstmodus.

Und will Mut machen, eine andere Lebenshaltung einzuüben: von der Ressourcennutzungs- zur Potentialentfaltungsgesellschaft, vom Angst- zum Liebesmodus. Dafür braucht es die Erfahrung dazuzugehören, angenommen zu sein sowie die Erfahrung frei zu sein, wachsen und sich verändern zu dürfen. Supportive leadership nennt die Wirtschaft jene Haltung, die solche Erfahrungen ermöglicht. In unseren persönlichen Beziehungen nennen wir es schlicht und doch so tiefsinnig Liebe.

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Frauenreferentin der Diözese Feldkirch