von Petra Steinmair-Pösel

Wie geht es mit unserer katholischen Kirche weiter? Sie steckt in einer tiefen Übergangskrise. Zukunftsszenarios werden entworfen: Die einen befürchten, dass sie sich immer mehr von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt und zu einer Art weltabgewandter Sekte verkommt. Andere sprechen von neuen Chancen, einer Kirche, die zwar zahlenmäßig kleiner sein wird, aber qualitativ stärker, überzeugter, mit mehr spiritueller Tiefe.

Was für so viele Bereiche des Lebens gilt, trifft wohl auch für unsere Kirche zu: die Transformationskrise kann für sie zur Riesenchance werden, in der sie zu einem tieferen Verständnis der Botschaft Jesu vordringt. Paulus malte vor fast 2000 Jahren die Vision von Kirche, in der die großen gesellschaftlichen Spaltungen zugunsten einer tiefen Einheit überwunden sind: Nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau (Gal 3,28).

Die erste Spaltung wurde in einer fundamentalen Kirchenkrise bereits zu Paulus’ Lebzeiten überwunden – durch das gleichrangige Miteinander von Juden- und Heidenchristen. Bezüglich der zweiten Spaltung haben sich Kirche und Gesellschaft im 17.-19. Jahrhundert zur Abschaffung der Sklaverei durchgerungen. Ist es also heute an der Zeit, die letzte Spaltung zu überwinden? Müsste dies nicht auch dadurch geschehen, dass die tiefe Einheit von Mann und Frau in Christus auch in den kirchlichen Ämtern zeichenhaft sichtbar wird? Würde die Kirche sonst nicht selbst eine wichtige Wahrheit verschleiern?