von Petra Steinmair-Pösel

Schon ist Weihnachten vorüber, ein neues Jahr hat begonnen. Auch wenn der Jahreswechsel oft als willkürliche Zäsur erscheint, wurde und wird doch in diesen Tagen etwas von der Endgültigkeit und Unwiederholbarkeit des Lebens spürbar: Dieses Jahr hatte ich meinem vierjährigen Sohn versprochen, ihn zum Mitternachtsfeuerwerk zu wecken. Doch er schlief so tief, dass meine Bemühungen vergeblich waren. Am Morgen dann Tränen und: „Mama, noch einmal alles von vorne …!“ Wie offen und unverstellt sich in diesem Moment kindlicher Verzweiflung unser aller Trauer über das Unwiederholbare zeigte.

Doch die Trauer über unwiederbringliche Möglichkeiten ist nur die eine Seite des End-Gültigen. Die andere ist die Dankbarkeit für das, was uns geschenkt war und von nichts und niemandem mehr zerstört oder rückgängig gemacht werden kann. Beides zusammen lädt ein, immer wieder neu das Leben im Jetzt zu üben. Vielleicht werden Sie einwenden: Das tun wir doch ohnehin – leben im Jetzt! Die Psychologin, Nonne und Zen-Lehrerin Anna Gamma ist überzeugt, dass wir oft getrieben sind und aus einem Gefühl des Mangels heraus leben, dem das Jetzt nicht gut genug ist.

Dann verlieren wir uns selbst leicht in einem anstrengenden und doch nichts verändernden Aktivismus. Das Leben im Jetzt, bei dem Körper, Geist und Seele ganz im Einklang sind, will geübt sein, ist die selbst seit Jahren Übende überzeugt. So lernen wir, geschenkte Möglichkeiten zu erkennen und wirkmächtig zu handeln – auf Zukunft hin.