von Petra Steinmair-Pösel

Noch einmal öffnen wir die Schatztruhe christlich-spiritueller Weisheit: „Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein?“, fragt Bernhard von Clairvaux diesmal und fügt gleich hinzu: „Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst.“ Es ist eine tiefe Weisheit, die auch in einem der beiden christlichen Grund- bzw. Liebesgebote zum Ausdruck kommt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Dabei fällt Selbstliebe manchmal besonders schwer – gerade angesichts der Brüchigkeit des Lebens und des Wissens um das eigene Scheitern.

Doch geht es bei der Selbstliebe nicht darum, sich stolz über die eigenen Verdienste auf die Schulter zu klopfen. Nicht weil wir so toll sind, sondern weil Gott uns zuerst geliebt hat, deshalb dürfen wir uns auch selbst lieben – trotz und in aller Endlichkeit und Unzulänglichkeit, an der wir immer auch leiden. Und wenn wir die bedingungslose, beheimatende und zugleich frei lassende Liebe Gottes immer wieder vermittelt durch andere Menschen erfahren dürfen, wird die Selbstliebe umso leichter fallen. Dann können wir lernen, barmherzig – warmherzig – mit uns selbst und mit anderen umzugehen.

Dazu gehört auch die Sorge für den eigenen Leib: „Tu Deinem Leib Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, rät Theresa von Avila. Vielleicht ein Programm für die kommende Woche? Dem Leib Gutes tun, ihm geben was er braucht: nicht zuviel und nicht zu wenig – damit Leib und Seele in Einklang kommen und zum Genuss werden: für sich selbst und für andere.