von Petra Steinmair-Pösel

„Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst, wo das Herz hart wird.“ Was der mittelalterliche Mönch Bernhard von Clairvaux seinem Mitbruder Papst Eugen III. hier zukommen lässt, ist Burnout-Prophylaxe auf höchstem Niveau. Sie vermag auch heute noch zu inspirieren.

Gerade der Urlaub schenkt die Möglichkeit, mich zurückzuziehen, meinen Alltag einmal „von außen“ zu betrachten und zu fragen: Wo erfahre ich mich als Getriebene/r – auf stürmischer See den Wellen ausgeliefert in einer kleinen Nussschale, die jeden Augenblick zu kentern droht? Gibt es einen Punkt, auf den mein Leben zusteuert, an dem ich nicht landen möchte? Welchen Beschäftigungen, welchem Umfeld, welchen Kräften muss ich mich für eine Zeit entziehen, damit mein Herz nicht hart und gefühllos wird?

Während im Alltag meist das „Um zu“ überwiegt, schafft echte Freizeit Raum für das Unverzweckte. Wer hier das Effizienzkriterium anlegt, hat schon verloren. Echte Begegnung in der Tiefe unseres Menschseins ereignet sich dort, wo es mir ganz um den/die andere/n geht. Es ist eine urchristliche Weisheit und ein kostbarer Schatz unserer spirituellen Tradition: ora et labora. Das tiefe Gespür dafür, dass das Leben dann erfüllt ist, herausfordernd aber nicht überfordernd, wenn Ruhe und Aktivität, Beten und Arbeiten, Zweckfreies und Zweckvolles darin Platz haben und in Balance sind.