von Petra Steinmair-Pösel

Ich stehe am Strand und schaue auf den großen See. Weiße Sanddünen, türkisblaues Wasser, eine angenehm frische und doch warme Morgenbrise. Beinahe paradiesisch schön ist es hier, geographisch weit weg von daheim, von allem, was mich im Alltag umtreibt. Nach einem intensiven (Arbeits-)Jahr aufatmen, einfach Dasein.  Und doch: Der Sprung heraus aus dem „Hamsterrad“ war plötzlich – noch gestern war ich mitten drin: in Aufgaben, Vorbereitungen, letzten Erledigungen.

Und heute? Äußerlich frei geworden, spüre ich, wie sich die innere Freiheit gar nicht so leicht einstellen will. Die Unruhe des Herzens habe ich mitgebracht – selbst über tausende Flugkilometer hinweg. Müsste ich nicht dieses oder jenes tun? - flüstert mir die so vertraute Stimme des inneren Antreibers zu. Die Zeit nutzen? Stattdessen stehe ich einfach da. Schaue. Rieche. Höre. Spüre: Dass es schön ist, zu leben, einfach zu sein. Aber auch, dass ich müde bin. Der Alltag hat Spuren hinterlassen, mehr Kraft gekostet, als ich dachte. Seltsam: erst jetzt, in der Frei-Zeit spüre ich den Preis: eine Art Leere, die mir auch Angst macht.

Ich will mich ihr stellen. Vielleicht braucht es diese Erfahrung der Leere, damit mein Leben wieder in Balance kommt und neue Energie Raum findet in mir. Ich vertraue darauf, dass es gut ist, die Leere wahrzunehmen, auszuhalten, anzunehmen. Und ich wünsche Ihnen am Beginn dieser Ferienzeit, dass die freie und auf den ersten Blick leere Zeit Sie zu einem Leben in Fülle führt.