Gertraud Lässer von Gertraud Lässer
gf. Vorsitzende des Pastoralrats

Ich habe einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt. Ein Teil davon ist meine Glaubensgeschichte, die von der Aufbruchsstimmung des 2. Vatikanischen Konzils  geprägt ist. Biblische Texte und die Lehre der Kirche wurden im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen  neu und lebenswert  buchstabiert.

Für manche waren die Neuerungen zu heftig. Die Kirchenleitung reagierte. Die Hinwendung zur  Welt kam durch entsprechende Stellungnahmen zu wichtigen Themen (Ehe und Familie, Stellung der Frau in der Kirche, Lösungsmodelle für Gemeindeleitung usw.) und auch durch Personalent-scheidungen ins Stocken. Studien belegen, dass viele Milieus von der Kirche nicht mehr erreicht werden. Das ist für mich untröstlich.

Ich habe Glück! Ich erlebe, dass  in den Familien unserer Kinder das Leben weiterfließt, und ich wünsche ihnen, dass sie das Wort Gottes als Wegbegleiter entdecken. Das gelingt durch Begegnungen mit Menschen, die weltoffen und gebildet sind, die eine solide professionelle und spirituelle Basis haben sowie ein feines Gespür für sich und die anderen und die ihr eigenes Tun reflektieren.

Ist es  nicht im Sinne der „kirchlichen Qualitätssicherung“ eine Chance für die  Kirche, die Lebensumstände heutiger Menschen wohlwollend zu begleiten und Gottes Dasein zu erschließen?