von Petra Steinmair-Pösel

Äußerlich eine zierliche, beinah unscheinbare Frau ist sie – was ihr Engagement für Frieden und Gewaltlosigkeit betrifft – eine wahre Riesin: Hildegard Goss-Mayr. Die gebürtige Österreicherin, die vielleicht weltweit bekannter ist als in ihrer Heimat, wurde in diesen Tagen 80. Es sind bewegte und überaus fruchtbare Jahre: Nach Studien der Philosophie, Philologie und Geschichte promoviert sie 1953 als erste Frau in Wien „sub auspicis“ und beginnt noch im selben Jahr, für den Internationalen Versöhnungsbund zu arbeiten. 1958 heiratet sie den Friedensaktivisten Jean Goss, mit dem sie nicht nur zwei Kinder ins Leben begleitet, sondern auch auf der ganzen Welt Seite an Seite arbeitet.

Die Stationen ihres Wirkens umspannen die Welt: Ökumenisches Engagement im Ost-West-Dialog Ende der 50er Jahre. Aufbau von gewaltlosen Befreiungsbewegungen in Lateinamerika in den 60er und 70er Jahren. Beratung von Theologen und Bischöfen zur Frage der Gewaltlosigkeit während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Maßgebliche Beteiligung an der gewaltfreien „Rosenkranzrevolution“ auf den Philippinen, die zum Sturz des Diktators Ferdinand Marcos führt. Friedensförderung in Ostafrika in den 90er Jahren.

Neben den „Erfolgen“ hat Goss-Mayr auch die Mühsal des „Kampfes“ erfahren: Die Ermordung von MitstreiterInnen, Gewalteskalation trotz Friedensengagement. Wie alle wirklich Großen hat sie sich davon nie entmutigen lassen. Und so stimmt für ihr Leben, was ein Wahlspruch ihres Lateinamerika-Engagements war: firmeza permanente – beharrliche Festigkeit.