Petra Steinmair-Pösel

Sie befinden sich in einer doppelten Falle: junge Mädchen und Frauen an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsensein. Von Seiten ihrer Boyfriends und der Peers, erleben sie sich konfrontiert mit der Erwartung möglichst so auszusehen wie die Mager-Models in den Zeitschriften. Da könnten sie die Bestärkung einer selbstbewusst ihr Frausein lebenden Mutter dringend brauchen. Doch allzu oft - so erzählt die Soziologin Edit Schlaffer – bilden die Mütter eher eine zusätzliche kritische Instanz: vielleicht selbst gerade auf Diät, sind auch sie Gefangene des gängigen Schönheitsideals.

Kein Wunder also, aber umso bedrückender, dass eine steigende Zahl junger Frauen mit Depression und einem Gefühl der eigenen Wertlosigkeit reagiert. Die ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren nagt gerade bei jungen Frauen am Selbstwert. Denn offenbar sind sie mehr als junge Männer geneigt, sich über körperliche Attribute zu definieren. Wenn heute schon 10jährige ihre ersten Diäten hinter sich haben, zeigt dies deutlich, welch eminente Rolle die Körperwahrnehmung für ihre Selbsteinschätzung spielt.

Diese Körperwahrnehmung ist freilich oft subjektiv verzerrt. Dünn und fast durchsichtig gilt als Ideal. Wer sich einmal auf eine „Pro-Ana“-Webseite verirrt hat, wird erschrocken und erstaunt wahrnehmen, welch quasi-religiösen Züge der Kult des Dünnseins dort annimmt. Ich frage mich: Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Frauen sich selbst körperlich fast durchsichtig zu machen suchen?