Von Petra Steinmair-Pösel

Petra Steinmair PöselOder eine kleine Nachlese zum Muttertag. Das verbindet uns alle: ob Mann oder Frau, jung oder alt, arm oder reich, konservativ oder progressiv - wir alle haben uns nicht selbst ins Leben gesetzt, sondern verdanken uns anderen Menschen. Genauer: zwei anderen Menschen, Vater und Mutter. An der Mutter wird dieses Verdanken besonders deutlich. Zumindest während der Zeit der Schwangerschaft waren wir ihr innigst verbunden, ja ein Teil von ihr. Diese vorbewusste Erfahrung prägt uns. Nicht wenige sehnen sich ihr ganzes Leben lang nach dieser symbiotischen Einheit zurück.

Die Erfahrung der Ent-Bindung – Voraussetzung für ein eigenständiges Leben – kann empfunden werden als schmerzliche Trennung, als „Vertreibung aus dem Paradies“, als Ins-Dasein-Geworfensein. Doch ohne Ent-Bindung könnten beide nicht überleben: Mutter und Kind. Was für den physischen Bereich gilt, trifft wohl auch auf andere Bereiche zu. Wenn ich als Mutter mein Kind nicht loslassen kann, wird es verkümmern. Wenn ich mich nicht von meiner Mutter lösen kann, werde ich nie zu einem erwachsenen, reifen Menschen werden.

Es ist eine so grundlegende und doch so schwierige Aufgabe: Gespür für den richtigen Zeitpunkt ist gefragt und auch dafür, wie viel an Bindung und an Freiraum jeweils nötig ist. Vertrauen, dass es das Leben gut meint mit meinem Kind, dass meine Mutter auch ohne mich sein kann. Vor allem aber: eine Liebe, die den/die andere/n wahr-nimmt, so wie er/sie ist.