von Petra Steinmair-Pösel

„Wird Zeit, dass alles wieder losgeht“ höre ich die junge Mutter an der Supermarktkassa vor mir sagen, während sie auf ihre beiden Kinder deutet, die gerade zur Tür hinausstürmen. Dem Alter der Kinder nach zu schätzen, meint sie mit „alles“ Kindergarten und Volksschule, die ihr ein wenig Freiraum verschaffen und die Kinder ihre FreundInnen und SpielkameradInnen wiedersehen lassen.

„Dass alles wieder losgeht“ – die schnell gesagten Worte hallen in mir nach. Es ist mein letztes Urlaubswochenende und der Sommer zeigt sich nochmals von seiner strahlenden Seite. Ist es auch für mich schon „Zeit“? Habe ich mich in den vergangenen Wochen genug erholt, genügend Kraft getankt, dass sie ausreicht für ein ganzes arbeitsreiches Jahr? Die Frage – so gestellt – macht mich fast ein wenig bang. Und ich spüre, ich müsste sie mit „nein“ beantworten, wäre nicht …

…ja, wäre nicht die Frage falsch gestellt. Als wäre das vor mir liegende Jahr tatsächlich eine Zeit, durch die es „durchzutauchen“, die es „zu überstehen“ gilt, in der Hoffnung, dass der nächste Urlaub bestimmt kommt. Aber ich darf darauf vertrauen: Die Arbeit wird nicht nur Energie kosten, sondern auch Energie schenken. Der Wechsel von zweckvoller (Arbeit) und zweckfreier (Freizeit) Zeit gibt meinem Leben Rhythmus und Struktur. Ich werde Menschen begegnen, auf die ich mich freue. Und nicht zuletzt wird es auch mitten im Arbeitsjahr eingestreute Feste geben, in denen das Leben bejaht und gefeiert wird – und die es so lebenswert machen.