von Petra Steinmair-Pösel

Ich sitze zu Hause am Laptop. „Du Mama, ...“: mein 4jähriger Sohn kommt und erzählt mir etwas über seine neuste Legokonstruktion. Ich schaue kurz auf, antworte und vertiefe mich dann gleich wieder in die Arbeit. Doch der kleine Benedikt lässt nicht locker: er wiederholt das Gesagte – wenn es denn sein muss ein drittes, viertes und fünftes Mal. Das kann ganz schön anstrengend sein. Szenenwechsel: eine Fortbildung, es geht um eine spirituell geprägte Arbeits- und Leitungskultur. „Ausculta!“ – das lateinische Wort für „Höre!“ wird für die TeilnehmerInnen zum Schlüsselbegriff.

Und das nicht von ungefähr. Der Ordensgründer Benedikt (480-547 n.Chr.) stellte diese Einladung an den Anfang seiner Ordensregel. M. Hildegard Brem, Äbtissin des Klosters Mariastern-Gwiggen und eine der Referentinnen, wählte sie als Leitmotiv für ihre Führungsaufgabe im Kloster. „Auscultare“ meint mehr als ein schnelles, oft an der Oberfläche bleibendes Hören. Da schwingt etwas von einer „Kultur des Ohres“, von einer „Kultivierung des Hörens“ mit: ein Hören mit den Ohren des Herzens.

Schlagartig wird mir manches bewusst: Warum mein Sohn eine Geschichte zum x-ten Mal erzählt und warum (nicht nur) Frauen zum x-ten Mal das Thema der strukturellen Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche einfordern, obwohl von Rom doch schon längst alles gesagt und entschieden sei: Weil sie sich mit ihren Anliegen nicht wirklich gehört fühlen. Sie will auf allen Ebenen geübt sein: die Kultur achtsamen Hörens!