von Petra Steinmair-Pösel

„Armer Mann, was nun? Wenn Frauen mehr verdienen als ihre Männer, kann diese schöne Tatsache zur Feuerprobe für ihre Beziehung werden“ – so titelte jüngst das ZEIT-Magazin. Und wirft damit die Frage auf, wie sehr sich äußerliche Rollenumverteilungen schon den Weg vom Kopf ins Herz gebahnt haben. Die Autorin Annabel Wahba erzählt von Männern, die ihre Karriere um der Familie willen zurückstellen und sich dann plötzlich in der „Mutterfalle“ wiederfinden: mit einem schlechteren Einkommen und geringerem Selbstvertrauen. Die über Jahrhunderte gewachsene Kultur des männlichen Ernährermodells ist nicht so leicht abzustreifen – und rächt sich bei so manchem, der es versucht, mit latenter Unzufriedenheit, Selbstzweifeln und Libidoverlust.

Doch auch für Frauen ist der Schritt kein einfacher. Manchmal verliert der Partner an Attraktivität oder Frauen fühlen sich als Familienerhalterinnen unter Druck. Auch zeigen Studien, dass Frauen sich schwerer damit tun, dem Mann die Verfügungsgewalt über das von ihnen verdiente Geld einzuräumen – ganz nach dem Motto: Meins ist meins, und seins ist unseres.

Also doch ein Ruf zurück zum „Altbewährten“? Keineswegs – aber der Mut zu neuen Rollenmodellen setzt den Mut voraus, sich auch vom Statusdenken ein Stück weit zu verabschieden und Erfolg in einer anderen Währung zu berechnen. Paare, die diesen Weg miteinander gehen wollen, brauchen neue Formen der Anerkennung, um die gegenseitige Wertschätzung nicht zu verlieren – dann kann das Experiment gelingen.