von Petra Steinmair-Pösel

Ängstlich haben sie sich hinter verschlossenen Türen verschanzt – Männer und Frauen gleichermaßen. Schock und Schmerz über den Tod des geliebten Rabbis sitzen tief. Kein Wunder: Manche von ihnen haben alles hinter sich gelassen, um mit ihm seine Vision vom Reich Gottes (heute würden wir vielleicht sagen: vom ganzheitlich gelingenden Leben) zu verwirklichen. Andere haben durch ihn Heilung, Befreiung von zerstörerischer Abhängigkeit oder Reintegration in die menschliche Gemeinschaft erfahren. Wieder andere, besonders Frauen, haben sich durch ihn erstmals in der Tiefe ihrer Person angesprochen und wahrgenommen erlebt.

Nun ist er nicht mehr da. Zwar haben sie den Auferstandenen erkannt und hat er auch versprochen, eine Kraft zu senden, die alle verloren geglaubten Erinnerungen und Erfahrungen wieder lebendig macht und sie in einer Weise stärkt, dass sie endlich die volle Wahrheit Jesu erfassen können. Aber Trauma und Trauer lähmen.

Doch dann Pfingsten – am symbolschweren 50. Tag die plötzliche Wende: Als wahr erweist sich, was Jesus bereits zu Lebzeiten geheimnisvoll angedeutet hat. Dass es gut für sie ist, wenn er geht. Vielleicht weil sie nur dann aufhören werden, Gott außen zu suchen: in Geboten, Gesetzen und Hierarchien. Zu Pfingsten erfahren sie, was Jesus meinte, als er sie seine Schwestern und Brüder, Gott aber Abba nannte: dass Gott auch ihnen nicht fremd, sondern zutiefst innerlich ist, ja Gottes Geist sie erfüllt und durch sie wirken will – in die ganze Welt.