ausFRAUENsicht - Von Petra Steinmair-Pösel

Steinmair-Pösel Pösel IIWir haben Ostern gefeiert: das Leben durch den Tod hindurch, den geschenkten Neuanfang nach Verrat und Schuldigwerden, die Befreiung von den lebensfeindlichen Mächten. Auf eigenartige Weise berührt diese Feier der unbändigen Hoffnung in einer Kirche, die selbst noch im Dunkel des Karsamstags festsitzt. Die gerade zu zerbrechen scheint: am eigenen Schuldigwerden, an Lüge und Vertuschung, am teilweisen Verrat ihrer ureigensten Aufgabe. In all dem ist sie Petrus, dem Jünger Jesu und ersten Papst, nicht ganz unähnlich. Auch er ein schuldig Gewordener – ein Mann der Lüge, des Verrats.

Wie sehr wünsche ich unserer Kirche, dass sie sich auch heute an Petrus orientiert – und nicht an Judas: dieser verzweifelte ja an seiner Schuld,  verharrte in der Angst, wagte nicht den Sprung des Vertrauens auf einen neuen Anfang und richtete sich damit selbst zugrunde. Ganz anders Petrus: Konfrontiert mit seinem Versagen, ist dieser zutiefst betroffen: Tränen der Reue schaffen Raum für Vergebung, für Umkehr und Neuausrichtung. Gerade als schuldig Gewordener, als einer, der schmerzlich um seine eigene Fehlbarkeit weiß, erhält der erste Papst den Auftrag, für seine Mitglaubenden da zu sein.

Und er ist bereit, auf andere zu hören: Frauen sind die ersten Zeuginnen der neuen Wirklichkeit, der österlichen Transformation. Während die anderen Apostel ihre Botschaft als Geschwätz (Lk 24,11) abtun, steht Petrus auf und eilt ans Grab. Welch wundersame Einsichten würde sein Nachfolger heute gewinnen, würde er aufstehen und sich dem Grab stellen?

(Bild rechts oben: El Greco portraitiert um 1600 den weinenden Petrus, noch umfangen vom Dunkel des Karsamstags, während sich im Hintergrund schon das Licht des Ostermorgens Bahn bricht. Quelle: Wikimedia Commons)