von Petra Steinmair-Pösel

Unser Glaube scheitert oft daran,
dass wir, bewusst oder unbewusst,
eine schmerzlose Gottesbeziehung ersehnen.
Der Glaube aber schließt wie die Liebe zweier Menschen
immer das Dennoch ein.

Sabine Naegeli

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Wir wissen es, und doch ist es schwer zu ertragen: in dieser Welt sind Liebe und Leid unlösbar miteinander verwoben. Wenn wir sagen: "Ich kann dich gut leiden", klingt etwas von diesem Wissen mit. Maria, deren Bewahrung aus der Verstrickung des Unheils die Kirche heute feiert, wird oft dargestellt als Frau mit vielfach durchbohrtem Herzen. Früher waren mir solche Darstellungen immer suspekt: Wird hier - auf masochistische Weise - das Leiden verherrlicht?

Vielleicht geht es dabei aber um ein viel tieferes Wissen: Dass Lieben ohne Leiden nicht möglich ist, nicht in einer endlichen, auch von unheilvollen Strukturen und Zusammenhängen geprägten Welt: Eltern können davon ebenso erzählen wie Liebende. Nicht die Liebe zu opfern um dem Schmerz auszuweichen ist dann die Botschaft der durchbohrten Maria, deren Schmerz doch ihre Würde nicht anzutasten vermag.