von Petra Steinmair-Pösel

Die schwersten Wege
werden alleine gegangen ...
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.

Hilde Domin

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Mit der unendlichen Sehnsucht unseres Herzens sind wir in dieser endlichen Welt allzu oft mit Grenzen konfrontiert: die Sehnsucht nach Frieden mit der Grenze von Streit und Krieg, die Sehnsucht nach leib-seelischem Heilsein mit Krankheit und Kränkung, die Sehnsucht nach Einssein mit Trennung und Einsamkeit, die Sehnsucht nach Liebe mit Endlichkeit und Tod ... Dann droht es dunkel zu werden in unserem Leben. Es sind jene Momente, in denen wir am liebsten aus unserem Leben davonlaufen würden - doch wohin?

Verlockend erscheint die Flucht in die Oberflächlichkeit, um Leid und Schmerz gelebten Lebens nicht mehr spüren zu müssen. Die weise Dichterin Hilde Domin weist einen anderen Weg: einsam sei er, und nur Schritt für Schritt zu gehen; auch stehenbleiben, sich umdrehen, sich zurückwünschen helfe nicht. In weglosem Dunkel müsse er gegangen sein. Nur die Kerze der Hoffnung in der Hand ...