von Petra Steinmair-Pösel

Gott, du mein Gott,
dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.

Psalm 63

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Wenn wir uns von unserer Sehnsucht leiten lassen, gelangen wir vielleicht - von Sehnsucht zu Sehnsucht tiefer grabend - an den Grund allen Sehnens. Der Dichter Rainer M. Rilke spricht diesen Grund auf poetische Weise an: "Du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen, Du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen, Du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen, Du dunkles Netz, darin sich flüchtend die Gefühle fangen ..."

Es ist das große DU, das Geheimnis, in dem wir ganz daheim sind, auf das hin wir unterwegs sind ohne es je verlassen zu haben, dessen Melodie leise und unaufdringlich den Kosmos durchklingt, das Netz, in dem wir uns wiederfinden, wenn wir fallen und nichts mehr zu tragen scheint.