„Pecunia nervus rerum - Das Geld ist der Antrieb der Dinge“ - Die Kirche als Institution hat Mitarbeiter/innen, Gebäude, Infrastrukturen, sie hat Einnahmen und Ausgaben. Wofür die Diözese ihr Geld ausgibt, darüber hat das KirchenBlatt mit dem Finanzkammer-Direktor Andreas Weber gesprochen, der auch einen Blick in die Zukunft wagt.

Interview: Dietmar Steinmair

„Die Kirche und das Geld“ - das bewegt viele Menschen. Das Kirchenbeitragssystem in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterscheidet sich von fast allen anderen Ländern der Erde, in denen die Kirche vor allem auf Spenden angewiesen ist. Was wären die Vor- und die Nachteile eines freiwilligen, spendenbasierten Kirchenbeitrag-Systems auch für Österreich?
Andreas Weber: Der Vorteil wäre wohl, dass der Kirchenbeitrag nicht Anlass wäre für einen guten Teil der Kirchenaustritte. Wir müssen leider akzeptieren, dass für viele Katholiken die Vorschreibung des Kirchenbeitrags die Erinnerung ist, dass sie noch „bei diesem Verein“ sind.
Ohne diese Schreiben würden sicher manche nicht austreten - wir hätten der Zahl nach mehr Katholiken, wohl aber viele ohne wirkliche Beziehung zur Kirche.
Die Nachteile eines freiwilligen Systems liegen auf der Hand: Mit weniger Einnahmen könnten wir viele Leistungen nicht mehr finanzieren, wir müssten Arbeitsplätze reduzieren, viele kirchliche Bauvorhaben könnten nicht mehr gefördert werden. Ich will hier aber kein „Angstszenario“ zeichnen. Die Kirche würde nicht untergehen, sie würde aber ganz anders aussehen!

Auch das (Vor-)Urteil, die Kirche habe „ja eh genug Geld“, hält sich hartnäckig. Dabei wird oft auf den vorhandenen oder auch angeblichen Besitz von Grundstücken und Immobilien in den Pfarren verwiesen. Wie sieht die Realität aus? Und wie reich sind die Pfarren und die Diözese Feldkirch - im Vergleich zu anderen Diözesen?
Weber: Wir sind eine junge Diözese, nächstes Jahr werden wir fünfzig Jahre alt. Im Vergleich zu anderen Diözesen haben wir sehr bescheidene Mittel. Aber wir sind zufrieden. Mit dem Kirchenbeitrag - er deckt fast 90 Prozent unseres Budgets - können wir viel Gutes bewirken, in den Pfarren, in vielen Einrichtungen der Kirche, für unsere Kultur und Bildung. Und wir können für unsere Verpflichtungen in der Zukunft die notwendigen Vorsorgen treffen. Da denke ich vor allem an die Pensionen der Priester, die ja nicht eine staatliche Pension erhalten, sondern von der Diözese ihren Unterhalt bekommen.
Soweit Pfarren Grundstücke, Wald oder Gebäude besitzen, bemühen wir uns, mit den Erträgen gut zu wirtschaften, die Liegenschaften im Baurecht für sozialen Wohnbau verfügbar zu machen und die Mittel für gute Projekte pastoral und solidarisch einzusetzen.

Apropos Pfarren: Was leistet die Diözese finanziell bzw. als Dienstleister für die Pfarren Vorarlbergs?
Weber: Etwa 60 Prozent unseres Budgets fließen an die Pfarren, in verschiedenen Formen: Vom Kirchenbeitrag erhalten die Pfarren jährlich gut 10 Prozent auf ihr Konto überwiesen, die Diözese bezahlt die Gehälter der Seelsorger, der Pastoralassistentinnen und -assistenten, die Bauvorhaben unterstützen wir mit Subventionen.
Über diese 60 Prozent hinaus könnte ich auf viele Leistungen verweisen, welche im Diözesanhaus für die Pfarren erbracht werden, etwa im Bereich der Jungen Kirche, im Bildungswerk, in der Kirchenmusik, für die Liturgie. In der Rechtsstelle werden unzählige Verträge errichtet, das Bauamt plant und begleitet - ohne Verrechnung - die meisten Bauvorhaben in den Pfarren. Das alles machen wir ja nicht zur Selbstbeschäftigung, sondern um die pastorale Arbeit in den Pfarren, bei den Menschen zu unterstützen.

Wie viel wird die Diözese Feldkirch im Jahr 2017 für Bausubventionen ausgeben - und was sind dabei die größten geförderten Projekte?
Weber: Für das Jahr 2017 haben wir 1,4 Millionen Euro reserviert für die Bauvorhaben in den Pfarren. Nach erfolgter Prüfung unterstützen wir Bauvorhaben im Durchschnitt mit 15 Prozent der Gesamtkosten, bei kleineren, finanzschwächeren Pfarren bis zu 25 Prozent. In diesem Jahr stehen die Innenrenovierung in Bildstein, die Außensanierungen der Pfarrkirchen Bürserberg, Dornbirn Schoren und Schnifis und, wenn die Planung es erlaubt, der Start der Sanierung der Pfarrkirche Lauterach an. Die Kirchtürme in Altenstadt und Raggal und die Pfarrhöfe in Damüls, Hohenweiler, Wolfurt und St. Gallenkirch werden saniert, ebenso die Friedhofsmauer in Dalaas, insgesamt etwa 20 größere und kleinere Bauvorhaben. Jahr für Jahr sind die Bauvorhaben eine große Herausforderung für das Team im Bauamt der Diözese und für die vielen ehrenamtlichen Pfarrkirchenräte.

Welche Projekte wurden zuletzt aus dem Solidaritäts- und Entwicklungsfonds der Diözese gefördert?
Weber: Aus dem Solidaritäts- und Entwicklungsfonds unterstützen wir gute pastorale, pfarrliche Initiativen auf möglichst einfache Art. Wöchentlich erhalten wir ein bis zwei Anträge - für Glaubenskurse, für eine Investition im Jugendraum, für eine Pilgerfahrt, für eine Jubiläumszeitschrift, für eine Vortragsreihe und und und. Je nach Finanzkraft und Innovationsgrad fördern wir bis zu 80 Prozent der Projektkosten und das möglichst innerhalb von vier Wochen.

Ein Blick in die Zukunft: Das Kirchenbeitragsaufkommen steigt bislang zwar jedes Jahr. Die Prognosen sind aber nicht wirklich gut, da von den Erstzahlern sehr viele - auch wegen des Kirchenbeitrags - aus der Kirche austreten. Neben allen pastoralen Bemühungen, vor allem vor Ort in den Pfarren - was unternimmt die Finanzkammer, damit die vielen jungen Katholiken wieder bereit sind, Kirchenbeiträge zu leisten?
Weber: Das ist ein wirklich schwieriges, vielschichtiges Thema. Dabei geht es uns weniger um den Kirchenbeitrag. Es geht um die Beziehung der Kirche zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wir machen die Erfahrung, dass Jugendliche den Kirchenbeitrag schon zahlen, wenn sie wissen, wofür dieser verwendet wird. Aber sie verbinden Arbogast, Caritas oder die Telefonseelsorge und vieles andere nicht unbedingt mit der Kirche. Und sie darüber zu informieren, ist tatsächlich schwierig.
Ich möchte aber auch festhalten: Gut 80 Prozent der jungen Katholiken, die mit zwanzig um ihren ersten Kirchenbeitrag gebeten werden, zahlen diesen Beitrag im Laufe des Jahres pünktlich und problemlos.
Der Kirchenbeitrag wird in einigen Jahren vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung zurückgehen. Auf diese Zeit müssen wir uns in aller Sorgfalt und mit viel Vertrauen vorbereiten. Es wird dann vieles anders werden, aber die Kirche wird sich auch dann noch um die pastoralen und sozialen Anliegen der Menschen sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Infoflyer - Übersicht über die Verwendung der Kirchenbeiträge in der Diözese Feldkirch.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 13 vom 30. März 2017)